Um nichts auf der Welt hätte es mich heute zu Hause gehalten. Zwar habe ich niemanden gefunden, der mich begleiten wollte oder konnte, aber das war nicht weiter schlimm. Hatte ich doch rund 49999 bis 89999 – (je nach Zählweise der Polizei / Veranstalter)- Mitläufer. Ich habe es nur bedauert, dass ich meinen guten Fotoapparat nicht dabei hatte. Die vielen Plakate und Transpararente mit den unterschiedlichsten Slogans wären es Wert gewesen fotografiert zu werden. Wieviel kreative Kraft da freigesetzt wurde, ist beachtlich! Auch die diversen Musikgruppen haben sich mächtig ins Zeug gelegt. Von Sambatrommeln über Bläserformationen, Gitarrengruppen und Solisten war alles dabei.
Und es waren alle Bevölkerungsschichten vertreten: organisierte große und kleine Gruppen, viele Familien mit Kind und Kegel, ältere bis alte Leute, Punks, Einzelgänger (wie ich), Hunde mit Anti-AKW-Aufklebern. Bis auf eine kleine Begebenheit am Rande , war die Stimmung sehr gut. Alle hatten das gleiche Anliegen, das sollte eigentlich einen. Aber nicht jeder will wohl plötzlich im „falschen“ Block mitlaufen. Jedenfalls lief ich irgendwann neben einer sehr, sehr linken Teilnehmergruppe, die sehr, sehr linke Parolen skandierte, als ich hörte, wie ein junger Mann zu seiner Begleiterin sagte: „Lass uns mal schneller gehen, nicht dass jemand denkt, ich gehöre zu diesem Gesocks.“ Ups, da konnte ich doch meinen Mund nicht halten. Leider war mit diesem Mann nicht zu reden, schade!
Nach 2,5h Fußmarsch war ich dann allerdings nicht mehr in der Lage, mir die Abschlussreden anzuhören. Ich glaube, auch wenn es um meine Füße besser bestellt gewesen wäre, hätte ich mir das nicht antun wollen. Neben einer sehr schlechten Akkustik, würden sich auch die Aussagen der Redner kaum unterscheiden. Die Anliegen der Umweltverbände sind bekannt und werden von mir vorbehaltsslos unterstützt, den Politikern mag ich nicht zuhören, da höre ich eh nur das laute Ticken der Wahlkampfuhr.
Eine Kleinigkeit trübte diesen Tag für mich ein wenig. Einige der Anti-AKWler, müde und erschöpft wie ich, ließen sich im Tiergarten, gleich neben der „Straße des 17.Juni“, auf den Grünflächen nieder. Leider nahmen sie keine Rücksicht auf die vielen gerade frisch aufgeblühten Narzissen. Dabei passt das Gelb der Blumen doch so toll zu den vielen Sonnen auf Fahnen und Aufklebern.
Da ich meine alte Exilim für die Jackentasche mitgenommen hatte, konnte ich wenigstens ein paar Momente festhalten.
Gut gemacht 🙂
Was?
Dass du daran teilgenommen hast!
Das war mir ein Bedürfnis! War ja keine Demo, bei der ich hätte schnell rennen müssen 😉
Konnte leider nicht dabei sein, aber wir haben immerhin 3:3 gespielt.-))
🙂
Danke für die Impressionen aus Berlin. Ich bin absolut deiner Meinung, dass auch jeder selbst darauf achten sollte, wie er/sie unsere Umwelt behandelt. Dazu gehört auch Respekt gegenüber blühenden Narzissen. Finde ich. Ich war heute sozusagen Zaungast der Demo in Köln. Wir waren mit der Geburtstagstruppe auf dem Museumsdach gegenüber der Bühne.
Da hattet ihr ja einen tollen Überblick! Das hat die Kids doch sicher auch beeindruckt.
Die Teilnehmerzahl der Berliner Demo wurde auf 120.000 korrigiert! Nun hoffe ich für heute, das habe ich bestimmt schon ganz viele Male gesagt, auf eine hohe Wahlbeteiligung in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
Hier in Köln wurden die Narzissen zwar in Ruhe gelassen, aber durch die frisch gemulchten Beete (die übrigens muffig rochen), wurde einfach durchgetrampelt. Das fand‘ ich auch nicht so toll. Über allem steht ja auch: achtsam mit der Umwelt umgehen.
Ich denke, dass das Wort „Achtsamkeit“ eine größere Bedeutung verdient. „Sei achtsam!“ sollte nicht nur auf die eigene Person Anwendung finden, sondern unseren Umgang mit Leben in jedweder Form prägen
Ich bin gerade über deinen Kommentar bei April hier gelandet. Danke für deine persönlichen Eindrücke und deine Foto-Impressionen aus Berlin: Ich war in Hamburge dabei, aber man kann ja leider nicht überall zur gleichen Zeit sein.
Und ja: Es ist ebenso wichtig die kleinen Dinge um sich herum zu achten, wie für das große und ganze einzutreten. Es stimmt traurig zu hören, wie die ersten zarten Blumen des Frühlings mancherorts indirekt zu Opfern der hiesigen Atonindustrie geworden sind.
Gruß von der Nordseeküste,
juwi
Hallo, juwi,
ich danke Dir für Deinen Kommentar – die Meinung von gut 250.000 Menschen lässt sich nun wohl nicht mehr überhören, nicht wahr? Das hat schon ein klein wenig die Sonntagswahl gezeigt. Und ja, es ist nicht so ganz einfach, die kleinen Dinge am Wegesrand im Auge zu behalten, wenn man doch gerade für was ganz Großes unterwegs ist.
Liebe Grüße in den Norden,
Elvira