Kinderjeansrecycling

Vor einiger Zeit bekam ich von einer Bloggerin ein Päckchen mit Jeansstoffen. Vorher hat sie mich gefragt, ob ich an diesen Stoffen, die größtenteils aus abgelegten Hosen ihres Sohnes stammen würden, Interesse hätte. Da ich zu Stoff selten nein sagen kann, stand die Antwort sofort fest.
Als ich das Päckchen öffnete, war ich sehr gerührt, denn sofort wurden Bilder aus der Kindheit meiner Söhne aus dem Langzeitgedächtnis ins Jetzt und Hier katapultiert. Der Auslöser waren nicht die Jeans, aber die Aufkleber, mit denen zerschlissene Knieregionen geflickt waren. Wie oft bin ich mit meinen Söhnen in die Kurzwarenabteilung der zwei gut bestückten Kaufhäuser in Neukölln gegangen, damit sie sich Flicken aussuchen konnten. Wurden die Jeans dann irgendwann ausgemustert, tat es den Kids um die Aufbügelflicken immer leid.
Ob das bei dem Sohn der Bloggerin auch so ist, weiß ich nicht. Aber ich dachte mir, er soll seine Flicken wiederbekommen, wenn auch auf andere Art. Nun muss ich noch dazu sagen, dass ich a)absolut überhaupt keine Ahnung vom Geschmack eines neunjährigen Jungen habe und b) meine Stoffvorräte eher femininen Einschlag haben. Da ich die Bloggerin bis dato noch nicht persönlich kannte, wusste ich auch nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie davon würde ausgehen müssen, dass ich extra neue Stoffe hätte kaufen müssen. Fragen wollte ich aber auch nicht, denn dann wäre die Überraschung futsch gewesen. Also habe ich alle meine Stoffe unter die Lupe genommen und eine Entscheidung getroffen. Alleine mit dem Rückseitenstoff bin ich nicht zufrieden, da hätte ich lieber einen Blau- oder tiefen Orangeton genommen. Aber den hatte ich nicht.
So entstand diese Decke, die doch viel größer wurde, als ich ursprünglich geplant hatte. Zum ersten Mal hatte meine MiniStitch voll zu tun. Hunderte von Heftnadeln mussten in das Sandwich geschossen – und nach dem Quilten einzeln wieder abgeschnitten werden.
Nach der Fertigstellung wurde die Decke mit Farbfangtüchern in die Waschmaschine gesteckt. Ich bin sehr froh, dass es diese Tücher gibt. Was sie an roter Farbe während dieses Waschgangs aufgenommen haben, ist wirklich erstaunlich. Den Snoopystoff konnte ich nämlich nicht vorwaschen, da ich ihn als kleine Reststücke gekauft hatte. Vorwaschen ist bei so kleinen Teilen eher nicht empfehlenswert.
Zum Schluss habe ich aus dem Stoff, den ich für das Binding genommen habe, noch einen Beutel zum Aufbewahren des Quilts genäht.
Das alles habe ich gerade rechtzeitig fertig bekommen. Die Bloggerin war am Wochenende in Berlin auf Besuch, und wir haben uns auf ein, zwei Bier getroffen. Eine günstige Gelegenheit zur Übergabe der recycelten Jeans.

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18 Antworten zu Kinderjeansrecycling

  1. fudelchen schreibt:

    Ich staune immer wieder, was du so zeuberst ♥

    • Das war eher keine Zauberei, sonder Patchwork in der ursprünglichsten Form: Stoffreste in Quadrate schneiden und wieder zusammennähen. Daraus entstanden dann später die raffiniertesten Muster.
      Liebe Grüße
      Elvira

  2. wildgans schreibt:

    Klasse- besonders diesen Eulenstoff find ich großartig, die Tasche daraus natürlich auch! Werd mal auf die Suche gehen nach einem solchen Stoff.
    Meine Mutter nähte mir ein heimeliges Hühnerstoffkissen- das wird groß in Ehren gehalten!
    Gruß von Sonja

    • Den Eulenstoff, aus dem der Aufbewahrungsbeutel ist, habe ich bei Karstadt gekauft. Das war der einzige Stoff, den ich zukaufen musste. Es gibt ihn also ganz aktuell dort. Ansonsten gib mal bei eba y oder Dawanda als Suchbegrff Patchworkstoff ein. Eulenstoffe wirst Du dort in sicher in Hülle und Fülle finden. Der in der Decke vernähte Eulenstoff ist aus einem online-Patchworkstoffladen. Ich habe meine Lieblingsshops in der Infozeile unter Bücher+Links verlinkt.
      Liebe Grüße
      Elvira

  3. Gudrun schreibt:

    Ich glaube, du bist ein ganz lieber Mensch, liebe Elvira. Und ich denke, du hast der Bloggerin eine große Freude gemacht. Und ehe ich mich wieder davonmache: Die Decke ist herrlich geworden.

    Liebe Grüße von der Gudrun

    • Es macht mir einfach Freude: Das Nähen und das Schenken 😉
      Ich denke, dass sich die Decke gut für ein Picknick eignet, oder vielleicht für die Terrasse oder, oder. Für Kinder, auch ältere, gibt es tolle Spieldecken. Aber wie gesagt, ich kenne den jungen Herrn nicht, da wollte ich eher etwas neutrales nähen.
      Auch Dir liebe Grüße!
      Elvira

  4. monisertel schreibt:

    Ich bin Snoopy-Fan und war sofort begeistert von Deiner Arbeit. Das sind wunderbare Einzelstücke. So etwas hätte ich auch gerne ♥ ♥ ♥
    Lieben Gruß und schönen Montag
    moni

  5. Frau Momo schreibt:

    Einfach toll, was aus all den Flicken geworden ist. Ich kann ja leider so gar nicht nähen, aber manchmal denke ich, ich würde es gerne lernen.

  6. Das ist wirklich GAAAAAANZ einfach! Zwei Stoffe aufeinander legen und, zickezacke, mit der Nähmaschine eine Naht genäht ;-), auseinanderklappen und schon haste ein kleines Patchwork gezaubert. Na, gut, ein bissel schwieriger ist es schon. Aber es muss ja nicht jeder alles können, gelle?
    Liebe Grüße
    Elvira

  7. Li Ssi schreibt:

    superschööööön – da denke ich an das kommende Enkelkind, das dann natürlich auch eine KuschelDecke braucht… meine Tochter hat immer noch ihre, die ich damals aus Samtresten zauberte, aber lange nicht so proffessionell wie du es machst – bin eher Punkerin beim nähen ;o)

    • Na, ja – dann guck Dir doch mal bei Picasa meine Kinderdecken an – vielleicht findest Du da eine Anregung? Die erste für meine Enkeltochter war auch mein erstes Projekt in dieser Hinsicht. Die habe ich aus Resten von Kinderstoffen, die ich bei ebay gekauft hatte, einfach improvisiert.

  8. april schreibt:

    Ach, wie toll. Zuerst mal, dass du dem Jungen seine – wahrscheinlich – geliebten Hosenflicken zurück schenkst. Dann aber auch, dass du so etwas kannst und wie aus etwas Altem so etwas tolles Neues werden kann. Und ich habe etwas gelernt: Farbfangtücher. Ich wusste nicht, dass es sowa gibt. Da muss ich mich mal gleich schlau machen.

  9. Habe ich auch erst im Patchworkforum gelesen. Kinderstoffe wasche ich in der Regel vor, da kann dann eigentlich beim Waschen nichts mehr passieren. Stoffe für Wandquilts wasche ich nicht vor, die werden nur ebtstaubt und ganz sanft gewaschen. Und das Vorwaschen bei sehr kleinen Stoffresten ist nicht möglich, die fransen dann ganz schnell aus. Darum habe ich hier diese Farbfangtücher ausprobiert, weil ich die Decke nach der Fertigstellung und vor dem Verschenken unbedingt waschen wollte. Hat toll funktioniert. Die ehemals weißen Tücher waren rot, die hellen Stoffe der Decke haben keine Farbe aufgenommen. Keine Ahnung, wie das funktioniert, bestimmt ein chemischer Prozess.

  10. Li Ssi schreibt:

    ja danke, da werde ich einmal stöbern, wenn ich mich denn nicht doch nch wieder nach 29 Jahren selbst versuchen will, vielleicht hat sich ja die Punkerin doch ein bißchen entwickelt… ;o)

  11. Eva schreibt:

    Schön, Dir beim Nähen mal einfach so „über die Schulter“ schauen zu können. Deine kreativen Ergebnisse an sich sind ja schon eine wahre Wonne, doch der Gedanke, der hinter dieser Arbeit steckt, gefällt mir besonders.

Ich lese gerne Deine Meinung dazu

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