Erntefrisch

Meine Patientin aus der Gartenkolonie hat mich heute früh bereits erwartet. Fast jeden Morgen gehe ich mit Hund den Weg durch die Gärten. Bei schönem Wetter sitzt Frau H. entweder bei einer ersten Tasse Kaffee vor ihrem Häuschen oder wässert das üppige Grün. Heute früh stand sie mit dem Gartenschlauch auf ihrem Rasen und rief mir nach dem Gutenmorgenwunsch ein: „Halt, ich habe noch was für Sie!“ zu. Auf dem kleinen Tisch stand diese kleine Kugel für mich bereit. „Das ist der einzige“, meinte sie bedauernd. Daraufhin wollte ich den Kürbis schon gar nicht annehmen, aber sie berichtigte sich:  „Einer für Sie, einer für meine Tochter, einer für eine Freundin und einer für mich“. Vier Kürbisse sind wahrlich nicht viel. „Das ist aber nett, dass Sie ihre spärliche Rente mit mir teilen“, antwortete ich, stutzte und lachte los. Auch Frau H. fiel in das Lachen ein, als sie den Buchstabendreher bemerkte. „Passt beides“, meinte sie, „spärliche Rente und spärliche Ernte.“ Wie Recht sie doch hat!

Aber das Rententhema schiebe ich mal an dieser Stelle weit nach hinten und erfreue mich lieber an der freundlichen Geste der Frau H., genieße noch etwas den Anblick des wirklich kleinen Hokkaidos und werde daraus mein Lieblingssüppchen für meinen Mann und mich bereiten.

Ernte-Dank!

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10 Antworten zu Erntefrisch

  1. Follygirl schreibt:

    Das íst ein wirklich liebenswertes Beitrag…danke.
    LG, Petra

  2. wildgans schreibt:

    Dankschön, jetzt weiß ich, dass ich auch so einen im Garten habe. Wie der wohl dorthin kam- vielleicht durch Kochabfälle am Kompost oder so…wir lieben auch diese Suppe.
    Gruß von Sonja

  3. Frau Momo schreibt:

    Sind solche Gesten nicht einfach wundervoll. Hach, lecker Kürbissuppe. Noch habe ich meinen großen Suppentopf nicht eingepackt 🙂

  4. Himmelhoch schreibt:

    Das ist eine wunderbare Geschichte, ein tolles Foto und ein sicher sehr wohlschmeckender Hokkaido, wenn man ihn denn seiner sehr harten Schale entkleidet hat. – Mal sehen, ob meine Schwägerin wieder so viele im Garten hat – da kann ich mir mit meinem Brandenburgticket sicher einen abholen. Aber vielleicht ist dieses Jahr die Ernte überall mager und in allen Jahren die Rente sowieso.

    • Elvira schreibt:

      Der Hokkaido hat eine ganz zarte Schale, die gut mitverarbeitet werden kann (so Koch weiß, woher er stammt). Suppen gibt die Schale noch etwas mehr Farbe.
      Ich werde auf alle Fälle auf dem Markt Kürbisse kaufen, denn ich liebe sie nicht nur als Suppe, sondern auch als kurzgebratene Beilage.

  5. paradalis schreibt:

    Ja, liebe Elvira. Genau das sind die Momente, die das Leben richtig schön machen. Danke für diese Geschichte!
    Und lasst euch das Süppchen schmecken!
    🙂

    LG
    Heike

    • Elvira schreibt:

      Ein bissel darf der Kürbis noch als Zimmerschmuck dienen, danach gehts ihm an – ja, an was? Die Schale vom Hokkaido verarbeite ich ja mit.
      Liebe Grüße von Elvira

  6. Gudrun schreibt:

    Das ist eine wunderbare Geschichte, liebe Elvira. So eine ähnliche habe ich gestern auch erlebt.
    Liebe Grüße von der Gudrun

  7. Eva schreibt:

    Solch kleine aufmerksame Gesten übern Gartenzaun hinweg sind nicht nur schmackhaft, sondern machen das Leben lebenswert. Es gibt sie noch; man liest nur nicht – oder viel zu selten – darüber in der Zeitung … na und auf die Rente wirkt es sich leider auch nicht aus. 😉
    Wünsche Dir noch viele nette Ernte-Erlebnisse
    Eva

  8. pixelspielerei schreibt:

    Abgesehen davon, dass das Foto sehr schön ist, finde ich die Geste auch zauberhaft!

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