Vorgestern habe ich euch gezeigt, wie ich die Utensilientasche genäht habe. Heute erkläre ich euch das weitere Vorgehen. Der nächste Schritt war ganz einfach. Ich hatte einen fast weißen Reststoff, der den Hintergrund bilden sollte. Auf diesen (doppelt gelegten) Stoff habe ich die fertige Tasche gelegt und den Hintergrund schön gerade ausgeschnitten:
Zwischen die beiden hellen Stoffe gehört wieder Volumenvlies:
Das habe ich auf eines der beiden Stoffteile gebügelt:
Bei hellen Stoffen ist unbedingt darauf zu achten, dass zwischen den beiden Stoffen keine farbintensiven Garnreste übersehen werden. Diese schimmern meistens durch den oberen Stoff durch (auch das Vlies verdeckt sie nicht richtig). Das ist sehr ärgerlich.
Wer ein Label oder etwas in der Art auf der Rückseite (das Teil ohne Vlies!) anbringen möchte, muss das im nächsten Arbeitsschritt machen. Da das Utensilo für meine ältere Enkeltochter sein sollte, nähte ich zum Quilttraum noch das Oma-Label an:
Anschließend legte ich beide weißen Stoffteile wieder sorgfältig links auf links aufeinander. Das Teil über der Tasche war mir zu weiß, irgend etwas fehlte. Da fielen mir die zugeschnittenen Teile der noch zu nähenden Weihnachtbäume ins Auge. Ich suchte die Schablone des kleineren Baumes und siehe da, sie passte. Mit dem Trickmarker übertrug ich die Umrisse auf den Stoff:
Dann steckte ich die Lagen vorsichtshalber fest und nähte mit etwas dickerem Garn und kleinem Zickzackstich die Konturen nach. Auch das ist eine Art des Quiltens, denn Quilten bedeutet nichts anderes, als mehrere Lagen aufeinanderliegender Stoffe miteinander zu verbinden. Der Grund dafür ist, dass beim Waschen, z.B. großer Decken, das Volumenvlies nicht zerkrumpelt und nach dem Trocknen alle Lagen immer noch schön aussehen. Dieses zweckbestimmte Quilten hat sich im Laufe der Jahre zu einer eigenen Kunstform entwickelt. So werden kunstvolle Motive auf die Decken gequiltet, die das Patchworkmuster noch mehr zur Geltung bringen sollen. Oder es werden sehr aufwändige Muster auf einfarbige Stoffe gequiltet, zum Teil ausgestopft (schaut mal unter Trapunto).
Zurück zum Baum. Nach dem Nähen kam wieder meine Blumenspritze zum Einsatz. Wie durch Zauberhand verschwand die blaue Markierung:
Mit einem Handtuch nahm ich die überschüssige Feuchtigkeit auf und bügelte den Stoff. Die Trockenzeit nutze ich zum Zuschneiden der Umrandung (Binding). Ich suchte mir einen roten Stoff aus, legte ihn rechts auf rechts zusammen und bügelte die Bruchkante. Diese legte ich an eine Linie der Schneidematte:
Nun konnte ich den Stoff erst einmal begradigen:
Dann schnitt ich drei Streifen mit einer Breite von je 7,5cm zu. Für ein Binding genügen im Prinzip 6,5 – 7cm, ich schneide aber lieber breiter zu und erkläre euch später, warum ich das mache. Jeder Streifen ist ca. 70cm lang (wäre der Stoff 110 oder 140 cm lang, bräuchte ich natürlich nur zwei Streifen).
Die drei Streifen musste ich als nächstes zu einem langen zusammennähen. Dafür legte ich die Enden zweier Streifen wie abgebildet aufeinander, zeichnete die Diagonale ein und nähte auf dieser Linie:
Die Nahtzugabe wurde bis auf 1cm zurückgeschnitten und auseinandergebügelt:
Aus drei Streifen war nun ein langer Streifen entstanden, den ich links auf links zusammenlegte und bügelte (genau wie die blaue Einfassung der Utensilotasche). In der Zwischenzeit war auch der weiße Stoff wieder trocken. Die Tasche nähte ich mit großen Stichen knappkantig fest. Ich hätte auch mit Stecknadeln zusamen stecken können, aber die sind beim nächsten Schritt etwas hinderlich. Außerdem habe ich immer Angst, dass mir doch mal eine runterfallen und der Hund sich die schnappen könnte. Denn Karlchen liegt immer unter dem Tisch, wenn ich nähe.
Hier mache ich für heute Schluss. Wie das Bindung angebracht wird, zeige ich euch morgen.
Elvira, für dich ist ja diese schneidfeste Karounterlage absolutes „Muss“ – ich habe sie auch, aber für Papierbasteleien irgendwelcher Art hat sie sich vor Jahren sehr bewährt – jetzt lasse ich ja oft den Computer basteln, kleben und schneiden 🙂
Diese Schneidematte ist genial. Sie ist „selbstheilend“. Da ich fast ausschließlich mit dem Rollschneider arbeite, ist das eine wunderbare Sache.
Liebe Grüße von Elvira
Das mit dem „selbstheilend“ verstehe ich nicht so richtig – heilen die Schnittkanten wieder zu? – Ich habe immer mit der Papierklinge gearbeitet und möchte behaupten, dass die Schnitte zu spüren und zu sehen sind.
Die Oberfläche heilt wirklich wieder. Schnitte sind so gut wie nicht zu sehen und nicht zu spüren.
Was für ein wunderschöner Utensilo. Ich erinnere mich noch daran, auch mal zwei gemacht zu haben, allerdings nicht so schön gestaltet wie deine, sondern nur zweckmäßig. Die habe ich hinten an die Autositze gebunden und die Taschen mit Allerlei gefüllt, damit die lieben Kleinen während Urlaubsfahrten beschäftigt waren und nicht quengelten.
LG, Franka
Die Idee hatte ich auch schon. Aber noch kommt die größere Enkeltochter mit den Schuhen an den Rücksitz und könnte sich auch noch nichts selbständig aus dem Utensilo herausnehmen. Es gibt mittlerweile recht hübsche und auch abwischbare Utensilos für das Auto. Ich habe von diesem Vorhaben Abstand genommen. Auch weil ich das Gefühl habe, dass so langsam Schluss sein muss mit den genähten Geschenken. Wirkliche Freude erlebe ich nur noch selten. Außer bei unseren alten Freunden, sie haben sich über das Adventskaffeemitbringsel wirklich sehr gefreut.
Liebe Grüße von Elvira
Nein! Das kann ich jetzt kaum glauben! Dass es kaum wirkliche Freude gibt! Sehr traurig das. Es gibt doch eigentlich nichts Schöneres, als wenn sich jemand Gedanken, Mühe und Arbeit gemacht hat und wenn es dann auch noch schön ist. Sehr schade. Aber du kannst immer noch für dich selbst schöne Dinge gestalten.
Ach, liebe Elvira, ich wünschte mir, ich hätte deine Ausdauer. Solche Utensilientaschen bräuchte ich eigentlich überall: Im Bad, am Sessel, am Bett. Ich suche dauernd Brillen, Nadeln, Stifte. Das nervt. 😀
Weißt du, liebe Elvira, dass man nichts Selbstgemachtes mehr haben möchte, hab ich auch erlebt. Dass nur noch Geldgeschenke wertgeschätzt werden auch. Und auch die Bemerkung: Etwas geben kann jeder. Mich macht das alles sehr traurig. Und in deinem Falle ist es überhaupt nicht zu verstehen, denn das sind keine zaghaften Bastelversuche.
Kannst du deine genähten Teile nicht verkaufen? Ich denke, die wirst du los und die Versandkosten werden gerne bezahlt.
Liebe Grüße von der Gudrun
Bei so vielen Utensilos müsstest Du aber sicher auch suchen, in welches Du was gelegt hast 😉
Ich habe nur eines an der Küchentür, ein etwas größeres mit drei Taschen. Dort versenke ich immer alle interessanten Rezepte o.ä. und vergesse sie anschließend. Auch nicht das Gelbe vom Ei. Geldgeschenke werden in unserer Familie nicht erwartet, die mache ich nur, wenn ich genau weiß, dass auf eine bestimmte Sache gespart wird. Die Freude an den selbstgenähten Sachen wird vielleicht auch durch die Quantität geschmälert. Meine Kinder haben sich aber über die Überraschung des Hochzeitstagsquilts sehr gefreut und auch sofort einen passenden Platz gefunden.
Liebe Grüße von Elvira
Wenn ich es doch noch zu einem Spinnstübchen bringe, übernehme ich den Verkauf für dich.
Ach, ja, Dein Spinnstübchen – ich wünschte, es ließe sich wirklich realisieren. Für Dich!
Ich bin immer wieder total begeistert, wenn ich sehe, was Du alles so zauberst! Wirklich großartig!
Dankeschön!