Alle Jahre wieder und wieder

Das ist diesmal absolut wortwörtlich zu verstehen, denn den folgenden Beitrag habe ich schon einmal veröffentlicht. Für dieses Jahr habe ich ihn etwas abgewandelt, da sich das Problem mit den Schnapskirschen verlagert hat.

Manchmal frage ich mich, welches Bild die Patienten eigentlich von ihren Ärzten haben. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit drängt sich diese Frage auf. Die MFAs (Medizinische Fachangestellte) sind rundherum schokoladensüchtig, das liegt auf der Hand. Betritt man den Sozialraum – bei uns ist das die Miniküche – wähnt man sich im Schokoladenschlaraffenland. Kakaohaltige Substanzen aller Art, Plätzchen, Kekse, Stollen, selbstgebastelte Pfefferkuchenhäuser, und immer wieder in Alkohol eingelegte Kirschen mit französischen Namen. Denkt irgendein Patient wirklich, die MFAs würden mal so zwischendurch so ein Chérie lutschen, den nächsten Patienten begrüßen und dabei versuchen, den Weltrekord im Nichtausatmen zu brechen? Diese Päckchen liegen so lange in den Küchenschränken bis das MHD abgelaufen ist. Leute, ist nett gemeint, aber spart euch den Kauf – steckt das Geld dafür lieber ins Kaffeeschweinchen oder kauft etwas alkoholfreies. (Geändert hat sich, dass ich im letzten Jahr die schnapsigen Schokokirschen einer Bloggerin geschickt habe, die diese gemeinsam mit ihrem Mann sehr gerne nascht. In diesem Jahr werden die entsprechenden Packungen von unserer Azubiene dankend entgegengenommen.)

Und bei den Ärzten? Da stehen sie, die Tüten. Schlank und hoch. Der Inhalt? Meistens ein edler Roter, barriquegekeltert. Winzerabfüllung natürlich! Fast kopfauf die Weißen. Champagner, selbstredend aus der Champagne, Whiskey – Scotch und Bourbon, zwischendrin ein Cognac oder, seltener, ein Rum. Ganz, ganz selten fragt ein aufmerksamer Patient die MFA nach einer Weihnachtspräsentidee für seinen Arzt. Die könnte dann natürlich Baileys sagen, weil sie weiß, dass diese Flasche gleich vom Chef an sie weitergegeben wird. Aber eine loyale Angestellte kennt und nennt natürlich die Vorlieben ihres Arbeitgebers.

Was sagen diese Präsentgewohnheiten aus? Sind alle MFAs schokoladensüchtige, übergewichtige Frauen? Alle Ärzte alkoholkrank? Nichts dergleichen! Die Ärzte naschen die Schokolade und die MFAs freuen sich, wenn die Chefs die eine oder andere Flasche an die Angestellten weiterreichen. Denn sie sind finaziell sehr wohl in der Lage, die teuren Alkoholika in den Feinkostabteilungen selbst zu kaufen, während die Helferinnen sich mit den Prickelsonderangeboten des Discounters begnügen müssen.

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Natürlich freuen wir uns darüber, dass ein Großteil unserer Patienten sich offensichtlich wohl bei uns fühlt und diese Geschenke ein Zeichen ihrer Dankbarkeit sind. In den meisten Fällen sind die süßen Präsente sogar in Geschenkpapier verpackt. Besonders berühren uns aber die Karten, die häufig sehr liebevoll geschrieben sind, manche selbst gedichtet, und die bis ins Neue Jahr an unserer Pinwand hängen.  Die sind ein wahrer Motivationsschub.

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4 Antworten zu Alle Jahre wieder und wieder

    • Elvira schreibt:

      Nein, dieser Link war nicht falsch. Vielleicht nicht der richtige zur Schwesternschülerin, dafür aber zu einem wunderbaren Menschen, besser, zu dessen Vermächtnis. Ich danke Dir dafür!

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