Mein Buchhändler

hat es doch schwerer, als ich dachte:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Buchhandlung XXX

wie jedes Jahr ist wieder plötzlich Weihnachten und dementsprechend herrscht hier in der Buchhandlung Hochbetrieb. Damit nähert sich ein schwieriges Umsatzjahr dem Ende. Der Internethandel und die eBooks hinterlassen zwischenzeitlich doch ihre Spuren. Und wenn dann noch ein großer Geschäftskunde wegfällt, kann es doch schnell eng werden, denn das Ladengeschäft kann die Buchhandlung alleine nicht tragen. Schul- oder Firmenaufträge sind essentiell für das Gesamtgeschäft.

Alles in allem ein Grund die Buchhandlung neu aufzustellen. Der Beitritt in eine Einkaufsgenossenschaft, ein neuer Hauptlieferant und ein neuer Inter­netauftritt sollen die Buchhandlung stärken. Hochwertiges Holzspielzeug, welches bereits seit gut einem Jahr in kleinerem Umfang in der Buchhandlung angeboten wird, soll in Zukunft eine bedeu­tendere Rolle spielen. Eine wesentliche Stütze bleiben natürlich Sie als Kunden und für Ihre zahlreichen Besuche hier und Ihr Vertrauen möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.

Der Neustart beginnt mit einer Solidaritätslesung von Horst Bosetzky. Der gerade in XXX besonders beliebte Autor hat sich bereit erklärt XXX mit einer Lesung aus seinem neuen Buch „Skandal um Zille“ zu unterstützen. Im Mittelpunkt des Romans steht der „Malerfürst“ Heinrich Zille, der mit seinen Zeichnungen liebevoll wie kein anderer den Alltag der einfachen Leute abgebildet hat. Fasziniert von Leben und Werk des Künstlers, geht im Jahre 1928 ein junger Schriftsteller daran, das Drehbuch für einen biographischen Zille-Film zu verfassen – einen der ersten Tonfilme der Welt. Da berichtet eine Berliner Boulevardzeitung, der kränkelnde „Pinselheinrich“ zeichne seit Jahren nicht mehr selbst, sondern lasse seine Bilder von dem Malerfreund Max Liebermann anfertigen … Und das ist natürlich ein Skandal! Die Lesung am Freitag, den XXX, in der XXX beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 5 €; Voranmeldungen werden unter XXX erbeten.

Frohe Weihnachten und für das Neue Jahr mindestens 2014 gut Wünsche!

XXX mit dem Team der Buchhandlung

Die Karten zur Lesung hat eine liebe Bekannte bestellt. (Da ich weiß, dass sie hier liest: Vielen Dank für das letzte Telefonat. Es kam gerade zur rechten Zeit und hat meine tiefe Traurigkeit etwas mildern können.) Diese Mail des Buchhändlers hat mich nun doch von dem Plan Abstand nehmen lassen, mir einen besseren E-Reader – Nein! Kein Kindle! – zuzulegen. Wenn ich e-books kaufe, dann weiterhin für den sehr einfachen Reader, den ich in dem Buchladen erworben habe, damit dieser weiterhin Einnahmen, auch aus dem Verkauf digitaler Bücher, verbuchen kann. Für Reisen ist der E-Reader einfach ideal. Ansonsten aber genieße ich das wunderbare Gefühl, Bücher weiterhin in der Hand zu halten. Ich liebe es, wenn ich sie gestapelt auf meinen diversen Tischen und Regalen sehe. Allerdings muss ich mich ihrer auch immer öfter erwehren. Denn ich höre sie flüstern, wispern, locken, bitten, flehen: Nimm mich, nimm mich sofort, lies mich weiter, vergiss mich nicht, ich brauche dich, ich brauche dich zum Leben, erwecke mich, erhöre mich. Eure Bücher sprechen nicht mit euch? Dann hört genau hin, ganz genau hin! Bücher leben! Jedenfalls die meisten! Da bin ich mir ganz sicher! Denn sie sind mit Herzblut geschrieben.

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15 Antworten zu Mein Buchhändler

  1. piri ulbrich schreibt:

    Auch meine Bücher haben eine Seele, sie trösten mich, lassen mich lachen, nachdenken und manchmal könnte ich sie in die Ecke pfeffern. Das mach mal mit einem E-Bookreader! Ich liebe es meine Nase in die Seiten zu stecken, Eselsohren zu knicken und an den Rand zu schreiben. Außerdem kann man mit Büchern Stapel bauen für Spielzeuggaragen und ähnliches…

    Ein fröhliches neues Jahr mit Büchern wünsche ich aus dem Dorf

    • Elvira schreibt:

      Bei meinen Kindern habe ich letztens gesehen, dass sie mit Büchern das Babybett am Kopfende erhöht haben, damit der verschnupfte Sohn Erleichterung findet. Bücher sind wirklich sehr vielseitig!
      Liebe Grüße ins Dorf schickt Elvira aus dem Dorf in der Stadt

  2. scratchysgarden schreibt:

    Für mich gibt es kein „entweder-oder“ sondern beides 🙂 Und Bücher die ich so zwischendurch „wegknuspere“, die brauche ich nicht zu besitzen. Erst im letzten Jahr habe ich zwei große Umzugskartons voll weggegeben. Bücher, die ich zumeist sicherlich nur einmal gelesen habe. Da tat es mir schon auch um Papier, Druck und Arbeit leid. Dafür lieber gerne das gekaufte oder geliehene Buch auf dem E-Reader 🙂 In diesem Sinne: lest euch rein ins Neue

    • Elvira schreibt:

      Ich benutze auch beide Möglichkeiten. Auf dem Flug zu meinem Bruder (immerhin 5h) könnte ich dann glatt zwei Bücher lesen (wenn es nicht immer diese Essensunterbrechungen gäbe ;-)) und beim Hüten der schlafenden Enkelkinder ist der e-reader auch sehr praktisch. Ich habe mittlerweile Bücher, die ich nur zu Hause lese (die gebundenen) und die anderen für unterwegs. Vor drei und zwei Jahren haben wir gründlich unsere Bücher durchforstet und kistenweise weggegeben. Ich nehme sie immer zur Arbeit mit. Bisher blieb keines übrig. Der damals frei gewordene Platz ist allerdings wieder vollgestellt – mit Büchern!
      Liebe Grüße von Elvira

  3. vivilacht schreibt:

    vor Jahren waren wir mal auf Wohnungssuche. Wir hatten shcon etwas nettes gesehen, sind dann daheim in Gedanken noch mal ueber die Zimmer gegangen. Dann fragten wir uns, wo hat diese Familie ihre Buecher? und konnten uns nicht erinnern. Wir sind dann noch mals hin, und wirklich, es gab KEIN Buecherregal und kein Platz, eines aufzustellen. Damit war diese Wohnung fuer uns nicht mehr interessant. Ohne Buecher koennen wir nicht leben, wir haben in jedem Zimmer mindestens ein Regal voll, im wohnzimmer einige, und alle von uns gelesen und noch mals gelesen. Sogar die Kinder bekamen im Wohnzimmer ein eigenes Regal, da tausche ich dann einmal im Monat die Buecher um, damit es ihnen nicht langweilig wird. Da gibt es 3 Faecher, dem Alter der Enkel angepasst.
    das Zille Buch hat mir eine liebe Freundin mitgebracht.

    • Elvira schreibt:

      Ich kenne auch Menschen, die keine Bücher haben. Also wirklich nicht haben. Es gibt auch Bekannte, bei denen stehen die Bücher in einem Schrank. Aber da liegt immerhin mal das eine oder andere auf dem Sofa.
      Liebe Grüße von Elvira

  4. perlengazelle schreibt:

    Gibt es etwas Aufregenderes als ein Stapel Bücher auf dem Nachttisch?
    Und wie schoen ist es, im (unordentlichen ) Regal Ungelesenes oder lange Vergessenes (wieder) zu entdecken!
    Stoebern im ebook-Reader – wie langweilig, uninspirierend. Und wo sind da die alten Postkarten, die Eintrittskarten, die als Lesezeichen dienen? Und die Erinnerungen wecken?
    Nirgends kann ich mehr entspannen als in einer Bücherei, zwischen den Regalen wandernd, mich fest lesend, anschließend voll bepackt glücklich nach Hause wankend … weil ich dem Locken nicht widerstehen kann … 🙂

    • Elvira schreibt:

      Das ist auch ein Aspekt, an den ich beim Schreiben nicht dachte: die Fundstücke zwischen den Seiten. Bei uns sind das überwiegend Ansichtskarten gewesen. Aber auch manch verloren geglaubtes „richtiges“ Lesezeichen findet sich ab und zu wieder an.
      Liebe Grüße von Elvira

      • 😉 Hach, gerade gestern hat mir meine Schwägerin ein Lesezeichen unter die Nase gehalten, dass ich ihr vor gefühlten hundert Jahren (ca. 30 Jahre her) gebastelt und mit einem Buch („Der Name der Rose“) geschenkt habe. Ich konnt es gar nicht glauben. Er war schon arg gebraucht (zerfleddert) aber sie benutzt ihn immer noch .. *schnief*.
        Das Leben ist schön .. 🙂
        Grüßli zum neuen Jahr 🙂

  5. Ulli schreibt:

    da kann man deinem Buchladen nur das Allerbeste wünschen! Es ist traurige Vorstellung, dass es irgendwann nur noch Netzbestellungen geben sollte, seien wir also solidarisch … erinnert mich stark an das Sterben der Dorfläden und kleinen Postämter, beides vermisse ich bis heute!

    ich habe keinen e-reader, obwohl das auf Reisen bestimmt bequemer ist, aber sooo viel und weit reise ich ja nicht …
    und ja … meine Bücher wispern auch 🙂

    ich wünsche dir, liebe Elvira, von Herzen ein schönes und spannendes neues Jahr
    herzlichst Ulli

    • Elvira schreibt:

      Ich reise auch nicht viel, eher sehr selten. Aber auf dem Flug zu meinem Bruder oder beim Enkelschlafhüten leistet der Reader mir gute Dienste. Es gab sogar schon ein Buch, dass ich erst auf dem Reader las und es mir dann gebunden kaufte, da ich es unbedingt besitzen wollte.
      Liebe Grüße von Elvira

  6. Gudrun schreibt:

    Liebe Elvira,
    ich finde den Genossenschaftsgedanken gut. In der Leipziger Georg-Schwarz-Straße gibt es einen Bioladen, die Schwarzwurzel. Er funktioniert. Vielleicht kannst du deinem Buchhändler bestärken in seiner Idee bei nächsten Einkauf. Gegen den Strom schwimmen bringt nichts, aber neue Ideen.
    Liebe Grüße von der Gudrun

  7. Franka schreibt:

    Ich bin ein großer Fan von e-Readern UND von Papierbüchern. Wie oben in einem Kommentar stand: ‚wegknuspern‘, ja, dafür finde ich auch das Papier zu schade. Andererseits gibt es Bücher, die man so gut findet, die man mehrfach lesen möchte, die man besitzen muss. Bücherstapel überall mag ich nicht. Die reden nämlich tatsächlich und sind ziemlich zickig und machen Vorwürfe und zanken sich, wer zuerst dran kommen will.
    Unsere Stadtbücherei ist übrigens sehr dankbar, wenn man ihr gut erhaltene Bücher schenkt. Eine Buchhandlung haben wir hier nicht und in der Innenstadt hat neulich eine der beiden großen Keten geschlossen. – Dein Buchhändler klingt ja sehr engagiert und so, als ob er das mit viel Herzblut macht. Hoffentlich klappt es so, wie er es sich vorstellt.
    LG und einen guten Start ins Neue Jahr.

  8. Frau Momo schreibt:

    Ich hab keinen Reader und will auch keinen. Ich bleibe da old fashioned. Und kaufen tue ich Bücher nur im Buchladen oder ganz selten mal second hand bei Eb*y. Aber meistens beim Buchhändler hier auf der Insel.

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