Spielerei

Ob Ärzte wissen, mit welchen Ängsten einige ihrer Patienten das Sprechzimmer verlassen?  Doch, ich denke, das wissen sie. Sie müssen es nur verdrängen, ansonsten könnten sie ihren Job nicht mehr machen. Genauso geht es uns Angestellten. Ein Patient wollte vor einigen Tagen die CD mit den Aufnahmen einer Untersuchung seiner Frau bei mir abgeben mit der Bitte, doch mal auf die Bilder zu sehen. Seine Frau könne überhaupt nicht mehr schlafen vor Angst, in der Familie gäbe es mehrere Fälle einer bestimmtem Krebsart, er selbst mache sich große Sorgen. Ich musste ihm sagen, dass erst der schriftliche Befund der Radiologen aussagekräftig ist, die CD leider nicht, und ihn wieder wegschicken. Zwei Tage später fiel mir der Arztbrief beim Scannen in die Hände. Es gab keinen pathologischen Befund. Kurzerhand rief ich den Patienten an und teilte ihm das mit (natürlich hatte ich den Brief vorher dem Arzt vorgelegt!). Eine halbe Stunde später stand das Ehepaar mit einem wunderschönen Blumenstrauß für mich in der Praxis. Es war ihnen ein Bedürfnis sich bei mir zu bedanken, sie wären so erleichtert und könnten nun dem anstehenden Besprechungstermin in aller Ruhe entgegen sehen.

Die Rosen in dem Strauß regten mich zu einigen Spielereien ein. Zwei davon möchte ich euch zeigen:

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14 Antworten zu Spielerei

  1. vivilacht schreibt:

    es ist immer sehr schwer, wenn man auf Befunde warten muss, die schlimm sein koennen. Ich kann die Familie gut verstehen, dass sie sich ueber deinen Anruf so gefreut haben, Die Spielerei ist sehr schoen geworden

  2. Gudrun schreibt:

    Es ist wirklich gut, wenn man in einer Arztpraxis ernst genommen wird, auch mit seinen Ängsten. Der Blumenstrauß ist verdient, liebe Elvira. Und auch du hast dich über die Anerkennung deiner Arbeit gefreut, sonst hättest du dich nicht zu der Spielerei hinreißen lassen. Gut geworden.
    Liebe Grüße von der Gudrun

    • Elvira schreibt:

      Ja, ich habe mich wirklich sehr gefreut. Allerdings hoffe ich immer, dass solch patientenbezogenes Handeln Alltag wäre. Aber der tägliche Stress führt oft dazu, dass der Patient mit seinen Bedürfnissen fast schon als störend empfunden wird. Die Bürokratie drumherum frisst unglaublich viel Zeit und Energie. Sicherlich liegt es auch an meinem Alter, dass ich zwischen zwei Sätzen höre, was mein Gegenüber beunruhigt. Dann nehme ich mir die Freiheit, eben mehr zu tun als den Dienst nach Vorschrift.
      Liebe Grüße von
      Elvira

  3. leonieloewin schreibt:

    Das ist ein schöne Begebenheit gekrönt von einer wunderschönen Spielerei. Liebe Grüße Leonie

  4. eifelprinzessin schreibt:

    Ich glaube manche Sprechstundenhilfen sind sich nicht bewußt, wie wichtig ihre Rolle ist, wiviel Trost sie spenden können, einfach auch mal fürs zuhören. Das ist mit Blumen kaum zu bezahlen! lg

    • Elvira schreibt:

      Die Hektik und der ganze bürokratische Arbeitsaufwand lässt die Patienten häufig zum „Störfaktor“ werden, die schnell durchgeschleust werden sollten. Jedenfalls ist das bei meinen noch sehr jungen Kolleginnen so. Vielleicht gehört eine gewisse Lebens- und sicher auch Berufserfahrung dazu, genauer hinzusehen und -zuhören und dann vielleicht etwas mehr zu tun, als es den Dienst nach Vorschrift. Manchmal würde es doch, wie in vielen anderen Situationen, ausreichen, wenn wir uns in den anderen Menschen hineinversetzen.
      Liebe Grüße von
      Elvira

      • eifelprinzessin schreibt:

        Als ich vor 4 Jahren eine niederschmetternde Diagnose erhielt, war die Sprechstundenhilfe die wichtigste haltgebende Person. Auch schon älter! Ich werde ihr unbedingt noch mal sagen, wie wichtig sie war. Danke für den Gedanken Anstoß! Lg

  5. Ulli schreibt:

    eine große erleichterung, die sich in einem blumenstrauß ausdrückt … welch feine geste für ein feines handeln!

    herzliche grüße an die spree, dieses mal wieder vom berg
    ulli

    • Elvira schreibt:

      Auf dem Berg bist Du jetzt zu Besuch, vermute ich.
      Für mich war dieses Handeln selbstverständlich, natürlich nicht ohne Nachfrage beim Arzt, ob der Befund wirklich in Ordnung ist. Mit ein bisschen mehr Empathie ließen sich viele Sorgen und Ängste in dieser Welt schneller mildern, wenn auch nicht immer beseitigen.
      Liebe Grüße von
      Elvira

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