haben letztens für verständnislose bis entsetzte Blicke gesorgt. Wie es dazu kam? Oh, das war eine ganz einfache, ganz kleine Geschichte. Ich war morgens auf dem Weg zur Arbeit und wartete an der Ampel auf das grüne Ampelmännchen. Auf der anderen Straßenseite fiel mir ein alter Mann auf. Sehr leicht gekleidet, die Schuhe waren ihm viel zu klein (er lief mit den Hacken auf den heruntergetretenen Schuhenden), in der Hand hatte er einen blauen Müllsack, den er über der Schulter trug. Der Mann war dunkelhäutig, ging sehr gebeugt und sprach Passanten an, die ihn aber nicht anhörten. Als ich die Straße überquert hatte, holte ich ihn am Eingang zum Supermarkt ein. Dort gibt es einen Backshop mit Tischen und Stühlen. Ich wollte mir ein Pausenbrötchen kaufen und sprach den Mann an, ob er Hunger hätte. Als er nickte, bat ich ihn, sich etwas auszusuchen. Er entschied sich für ein Stück Käsekuchen und eine Tasse Tee. Und während ich mit ihm sprach und er sich entschied und ich bestellte, während dieser Zeit spürte ich diese Blicke. Einer meiner Patienten stand in der Reihe und sah mich ungläubig an. Aber niemand sagte etwas. Ich bat den alten Mann, sich an einen Tisch zu setzen und die Verkäuferin, ihm den Kuchen und den Tee zu bringen. Sie tat das, aber ohne das sonst den Kunden zugewandte Lächeln. Nun frage ich mich, was hat die Menschen gestört? Es ist wie in der U-Bahn, wenn alle plötzlich ganz vertieft in ihre Bücher, Phones und Zeitungen blicken, sobald ein Bittsteller durch die Reihen geht. Auch ich kann nicht immer etwas geben, aber ich sehe diese Menschen immer an, wenn ich bedauernd den Kauf der Zeitung ablehnen muss. Es ist doch schon schlimm genug, dass so viele Menschen öffentlich um Unterstützung bitten müssen. Diesen letzten Rest Würde, sie anzusehen, muss ich ihnen doch zugestehen. Oder seht ihr das anders? Sicher ist es einfacher, einer Organisation eine Spende zukommen zu lassen, zumal viele dieser Organisationen auf Spenden angewiesen sind um spontan zu helfen oder längerfristige Projekte zu finanzieren. Aber ein Stück Kuchen und eine Tasse Tee können ganz kurzfristig doch auch jemanden wärmen. Nun bin ich gespannt, ob der Patient etwas sagen wird, wenn er das nächste Mal zu mir kommt.
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Ich finde das was und wie Du es getan hast, sehr gut. Direkte und unmittelbare Hilfe ist für mich die Allerbeste. Für den „Geber“ ist es doch auch schöner, wenn er sieht, wie und wo das „Gegebene“ ankommt. Es gibt so viele Organisationen und Vereine, die Spenden sammeln. Auch dort habe ich schon gegeben, aber manchmal auch mit einem unguten Gefühl (ob das Geld wohl ankommt?). Ich wünsche mir, dass ich bei einer passenden Gelegenheit auch so geistesgegenwärtig wie Du handeln werde. Wenn Du meinst, dass das so richtig war, ist es doch vollkommen egal was ein „Dritter“ dazu sagt. Du kannst machen was Du willst, irgendeiner wird immer etwas finden, was dagegen spricht :-). Ganz liebe Grüße nach Berlin Leonie
Ich beobachte das Phänomen mit den gebannten Blicken auch häufig, stelle aber auch fest, dass ich selber nicht immer bereit für diesen Kontakt bin.
Ach, das fällt mir nicht schwer. Obwohl ich innerlich doch etwas stöhne, wenn der eine gerade aus- und der nächste einsteigt. Aber einen Blickkontakt stelle ich schon immer her.
Ich weiß, dass du eine gute Seele bist, liebe Elvira. Vorgenommen habe ich mir auch, Tee und etwas zu Essen anzubieten, wenn ich jemand treffe, der so bedürftig ist. In Leipzig, der tollen, sich kräftig entwickelnden Stadt, werden die Unterschiede immer größer. Geld gebe ich nicht, denn ich möchte kein Bier bezahlen. Aber, so wie du es gemacht hast, finde ich es gut.
Liebe Grüße von der Gudrun, die jetzt mal eine Probebuchbindung macht. 😀
Wenn ich zu Karstadt fahre, sitzt fast immer ein Punk mit seinem Hund im Übergang zur U-Bahn. Da bringe ich dann auch schon mal Hundefutter mit raus.
Ja, so ist das in unserer Wohlstandsgesellschaft. Mein Gott wie ist das peinlich! Ist es nicht schlimm? Wenn man schon spendet, dann lieber anonym, dabei sieht man das Elend doch vor sich. Ich weigere mich auch beharrlich Geld herzugeben, den Suff will auch ich nicht unterstützen, aber Brot oder andere Lebensmittel, zumal wenn sie vor meinen Augen verspeist werden, das ist doch etwas Schönes. Aber das ist genauso pervers wie Leute, die aufs Land ziehen, direkt neben die Kirche, sich dann über das Glockenläuten beschweren. Wir haben alle genug und jeder kann ein wenig abgeben. Toll gemacht. Meine Unterstützung hast Du
Danke! Aber ich denke, dass nicht alle das Geld für Alkohol ausgeben würden. Nur weiß man das natürlich nie so genau.
Ein großes JA dazu!
Erzähle, was dieser besagte Patient gemeint haben wird, ja?
Ja, das werde ich!
ich finde es toll. Bin auch fuer solche Sachen immer aufgeschlossen. Habe zwar nie einen ganzen Kaffee gezahlt, aber wenn vor mir jemand aelterer stand, und verzweifelt sucht, ob er/sie noch genug Geld hat fuer das Essen oder den Kaffee etc, da ist mein Geldbeutel sofort in der Hand und legt das fehlende dazu. Die Blicke von den anderen Leuten, die sprechen Baende! Speziell wenn es jemand ist, der aermlicher aussieht etc.