Zickenkrieg

Zicke. Er hat sie Zicke genannt. Sein letztes Geschütz in diesem fruchtlosen Streit. Diesem sinnlosen Streit. Wie er da sitzt. Zusammengesackt. Ein Häufchen Elend. Wie konnte das aus ihm werden? Wann hat er sich aufgegeben? Sie hasst diesen Anblick. Sie seufzt und geht in ihr Zimmer. Er steht auf und räumt seine Einkäufe in den Kühlschrank. Zum Abendesssen sehen sie sich wieder. Sie überlegt, ob sie ihn noch einmal reizen sollte. Der Streit von vorhin ist kein Thema mehr. So wie es Meinungsverschiedenheiten nie waren. Aus. Punkt. Vorbei. Keine Diskussionen mehr. Aber dieses Zicke hat ihr gefallen. Dieses Aufflackern alter Lebendigkeit bei ihm. Vor Jahrzehnten suchte er nach einem Wort sie zu beschimpfen. Eine Beleidigung durfte es nicht sein. Das könnte schließlich zu einem ernsten Streit führen. Du Pampelmuse, stieß er schließlich hervor . In ihren jungen Jahren. Sie erinnert sich an das Lachen. An sein jungenhaftes Lachen, das sie so geliebt hat. Wie haben sie gelacht über die Pampelmuse. Sie überlegt erneut, wie sie ihn reizen könnte. Seine Zettelwirtschaft. Ja, da könnte sie ansetzen. Sie, die Zickenpampelmuse!

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13 Antworten zu Zickenkrieg

  1. aquasdemarco schreibt:

    Wie möchte sie ihm beschimpfen und traut es sich möglicherweise nicht?

  2. quiltfru schreibt:

    Dieser Artikel macht mich sehr traurig.

    • Elvira schreibt:

      Oh, je! Das wollte ich nicht! Du darfst meine Texte um Gotteswillen nicht als rein autobiografische Einträge sehen. Manchmal schnappe ich etwas auf und mixe es mit einem Hauch Realität. Vieles ist absolut ausgedacht. Ich habe früher viel geschrieben, in Schreibwerkstätten u.ä. Manchmal kommt die Lust wieder, kurze Texte zu schreiben. Mein assoziatives Schreiben kann z.B. sehr verstörend sein. So ganz persönliche Dinge (außer Schnupfen, Husten, Heiserkeit u.a) veröffentliche ich hier nicht.

      • quiltfru schreibt:

        Nein, ich habe das nicht nur auf Dich bezogen. Die Verlorenheit der Menschen darin macht mich traurig.

        • Elvira schreibt:

          Mir begegnen täglich Menschen, die sich irgendwo verloren haben. Das ist auf den ersten Blick meistens nicht zu erkennen, denn die meisten spielen ihre Außenrolle sehr gut. In über 20 Jahren Arbeit mit Menschen habe ein Gespür dafür bekommen. Meistens genügen ein paar Worte und die meisten lassen ihre Maske fallen. Alle wünschen sich im Prinzip nur das eine: Einen Menschen,der Ihnen zuhört. Richtig und mit Interesse zuhört. Eines meiner Lieblingsthemen

          • quiltfru schreibt:

            Ja, natürlich sehe ich diese Verlorenheit auch überall, aber man zieht gern schnell einen Vorhang davor, man versucht es zu verdrängen. Dein Artikel ließ dies – jedenfalls an dem Tag – bei mir nicht nicht zu. Was für mich auch ganz in Ordnung ist/war.

  3. Ingrid schreibt:

    Ein köstlicher kleiner Text, der nach feiner Beobachtung klingt.

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