aus einem anderen universum

oder: was haben Aschenbrödel, Seerosen und die Müllabfuhr gemeinsam? Nichts! Sie waren aber ausgezeichnete Stichwortgeber. Also gut, sie hatten natürlich etwas gemeinsam. Aber diese Gemeinsamkeit wurde von einem großen, schwarzen Loch verschlungen. Geblieben sind nur noch aneinandergereihte Buchstaben.

seerosen recycling der erinnerungen?

die guten ins töpfchen die schlechten ins kröpfchen?

wieder und wieder wiederkäuen?

hervorkramen?

hinterfragen?

analysieren?

kann sie sich zerpflücken?

ist sie die summe ihrer erinnerungen?

was bleibt nach dem sortieren von ihr übrig?

er lässt sie bohren

tiefer und tiefer

wonach soll sie suchen?

was kann sie bieten?

erinnerungen

so weit sie denken kann

leichte

an der oberfläche ihres bewusstseins

treibend

wie seerosen auf dem teich

bedeutungslos und unergiebig

ist sie bedeutungslos?

will er sie klassifizieren?

sie nach ihnen beurteilen?

er kann kein urteil fällen

sie entzieht sich ihm

gibt sich nicht preis

die erinnerungen bleiben in der tiefe

unsichtbar

wie die wurzeln der seerosen im teich

© elvira v., 1997

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10 Antworten zu aus einem anderen universum

  1. aquasdemarco schreibt:

    Wenn man sich nur noch erinnert ist wenig Platz für dem Moment und der nennt sich Leben

    • Elvira schreibt:

      Es gibt Zeiten, da bringen einen Erinnerungen erst wieder dazu, das Leben überhaupt wahrzunehmen, sich lebendig zu fühlen. Weil manche Dinge, denen wir die Erinnerung verweigern oder die wir ganz tief begraben haben, uns daran hindern, zu leben. Sich diesen Erinnerungen auszusetzen, ist ein schwerer Prozess, der am Anfang gerne verweigert wird. Aber schon in dieser Verweigerungshaltung steckt der erste Funken Lebenswille. Werden diese, meistens wirklich schlimmen, Erinnerungen erst einmal zugelassen, dann kann das wie eine zweite Geburt wirken. Allerdings erfordert es einen guten Geburtshelfer!

      • aquasdemarco schreibt:

        Das sehe ich als Themen, welche wir in uns tragen, weniger als Erinnerungen. Diese themen sin ja da, ob wir uns erinnern oder nicht, sie sind in uns.
        Was du beschreibst ist ein õffnen für diese Themen, dazu kann auch ein Erinnern gehõren, aber wer zu viel in der Vergangenheit lebt, kann schwer im Jetzt leben.

  2. vivilacht schreibt:

    also alles oder vieles wirklich der Muellabfuhr uebergeben, und weiterleben im wirklichen Leben

    • Elvira schreibt:

      Im Prinzip ja. Aber es gibt kein falsches oder richtiges Leben. Mein Therapeut sagte mir mal, dass ich kein früheres Leben habe. Denn ich habe nur dieses Leben mit all seinen vielen Facetten und seiner Vergangenheit. Ich musste lernen, diese Vergangenheit zu verstehen und eben als mein Leben zu akzeptieren. Und dann das beste draus machen 🙂

  3. wildgans schreibt:

    Was hier zu lesen ist, feuert meine Gedankenwelt gewaltig an. Danke dir!

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