Manche Menschen drücken ihr Leben lang gegen Türen an denen „Ziehen“ steht
Robert Lembke
Vielleicht wollen diese Menschen überhaupt nicht durch die betreffenden Türen gehen? Es könnte sich etwas dahinter verbergen, das völlig unbekannt ist. Etwas, das nicht kontrollierbar erscheint, auf den ersten Blick angsteinflößend ist. Wahrheiten könnten zum Vorschein kommen, wenn aus Versehen solch eine Tür geöffnet wird. Ganze Konstrukte aus Lebenslügen kämen ins Wanken und drohten einzustürzen. Eventuell hausen Monster hinter diesen Türen, die wir auf jene Seite verbannt haben, während auf dieser Seite die Kuscheltiere um unsere Beine schleichen. Gezähmt und zahnlos. Die Versuchung könnte ihre Finger nach uns ausstrecken und uns über die Schwelle ziehen. Uns umgarnen mit Bildern, von uns gemalt und in die Asservatenkammer verbannt. Gut bewacht im Hochsicherheitstrakt.
Möglicherweise stehen wir uns plötzlich selbst gegenüber.
Vielleicht, aber nur vielleicht, fänden wir das Glück hinter dieser Tür. Oder ein kleines Stück davon. Es könnte ein Lied durch den Türspalt geweht werden, dessen Melodie unser Herz höher schlagen lässt. Farben und Düfte nähmen uns mit auf wunderbare Reisen. Wir erkundeten Länder und Menschen, die hinter der Tür nur auf uns gewartet haben. Sonnenstrahlen erwärmten unsere Haut und der Wellenschlag der Ozeane brächte unsere Seele zum Schwingen. Wir könnten Freiheit erfahren. Und Liebe!
Also Du meinst… wenn da „Ziehen“ dransteht, einfach mal ziehen, statt drücken? 🙂
Yep!
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Hab schon wieder ein Gedicht …
Einfache Sache
Ein Mensch drückt gegen eine Türe,
Wild stemmt er sich, dass sie sich rühre!
Die schwere Türe, erzgegossen,
Bleibt ungerührt und fest verschlossen
Ein Unmensch, sonst gewiss nicht klug,
Versuchts ganz einfach jetzt mit Zug.
Und schau! (Der Mensch steht ganz betroffen)
Schon ist die schwere Türe offen!
So gehts auch sonst in vielen Stücken:
Dort, wos zu ziehn gilt, hilft kein Drücken!
Eugen Roth
Die Idee, hinter einer Tür in ein verheißenes, verwunschenes Land zu gelangen, ist natürlich faszinierend. Ich glaube, es gibt so einige Romane, die das thematisieren.
Erst die Tatsache, dass die Tür verschlossen ist, macht das, was dahinter ist, so interessant. Vielleicht würden wir sonst achtlos vorüber gehn. Oder ich denke auch die „andere Seite des Spiegels“, hinter die Alice (im Wunderland) klettert.
Andrerseits kann man tatsächlich einige Leichen entdecken, wenn man z. B. die Kellertür öffnet …
Wie hast Du Deine Gedichte katalogisiert, dass Du so schnell ein passendes Pendant findest? Ich bin fasziniert! Danke!
Ich lese sehr viele Gedichte. Manchmal weiß ich aber nur noch Bruchstücke, dann hilft „google“ …
Manchmal ist es aber auch nichts weiter als Schusseligkeit. Und dann grübelt jemand, warum man nicht durch diese Türe will. 🙂
Sehr interessanter Denkansatz. Hm. Vielleicht sollte ich auch mal ziehen…