Ich mag es bunt, darum kann ich die Frage, welche wohl meine Lieblingsfarbe sei, nicht spontan beantworten. Mit einer Ausnahme: meine Kleidung tendiert immer mehr zu schwarz mit etwas weiß. Wobei mir klar ist, dass Schwarz keine wirklich gute Sommerfarbe ist. An heißen Sonnentagen bevorzuge ich daher leichte weiße Kleidung. Ich mag meine bunte Stadt mit ihren vielen, so unterschiedlichen Menschen. Das soll nicht heißen, dass ich alle Menschen mag. Einige kann ich nicht ausstehen. Und dabei kenne ich die meisten dieser von mir nicht gemochten Menschen gar nicht.
Während meiner Reha wurde mir auch Yoga verordnet. Ich studierte keine bestimmten Übungen ein, wie ich es zunächst erhofft hatte. Es handelte sich um reine Entspannung. Die Lehrerin nahm uns mit auf eine Reise, die zunächst durch unseren Körper ging und deren Ziel stets eine andere Landschaft war. Mit geschlossenen Augen, absolut entspannt, konnte ich diese Landschaften nicht nur sehen, ich spürte sie mit allen Sinnen. Ich roch Wiesen, fühlte die Sonne auf meiner Haut, ließ sanften Wind meine Haare streicheln und flog hoch oben als Adler über eine wunderbare Welt unter mir. Diese Yogastunde habe ich ebenso genossen, wie die reale Landschaft um die Klinik herum.
Nun werdet ihr fragen, was das eine mit dem anderen und mit meiner inneren Spießerin zu tun hat. Das ist ganz einfach. So wie die Farben Schwarz und Weiß. Diese fünf Wochen an der Ostsee waren Labsal für die Seele. Was meiner Seele, neben den Anwendungen und den tollen Frauen in meiner Gruppe, auch gut tat, war die Sauberkeit. Ich habe so gut wie nie Abfall auf den Straßen gesehen. Nicht einen einzigen Hundehaufen, trotz vieler Vierbeiner. Keine Schmierereien. Einzig die Zigarettenkippen, die in den Sand an einer Bank oberhalb des Strandes gedrückt wurden (obwohl der öffentliche Ascher nur wenig entfernt zu finden war), störten den Gesamteindruck. Als ich heute Vormittag durch mein Stadtranddörfchen ging, wurde mir erst bewusst, wie sehr ich diese Sauberkeit genossen habe. Hier sehe ich überall Dreck. Leere Kaffeebecher, zerschlagene Bierflaschen, Plastiktüten, Döner- und Asiatüten, Tetrapacks. Manchmal habe ich das Gefühl, ganze Mülltüten werden auf den Straßen verteilt. Es kotzt mich wirklich an.
In der Reha habe ich auch gelernt, dass es unnötige Kraft kostet, mit Dingen zu hadern, die sich nicht ändern lassen. Diesen Zustand unseres öffentlichen Straßenlandes kann ich nicht ändern. Also sollte ich mich einfach damit abfinden, dass es diese Menschen gibt, die ihren Dreck so gedankenlos um sich herum verteilen und die ich deshalb nicht mag. Das fällt mir im Moment durch den direkten Vergleich mit Usedom ausgesprochen schwer. Es drängte sich mir der Verdacht auf, dass ich vielleicht spießig bin. Nein, das bin ich eher nicht. Ich habe nur Angst, dass durch diesen Dreck, also diesen sichtbaren, mein inneres Gleichgewicht wieder ins Wanken geraten könnte.
Darum werde ich mich jetzt auf meine Decke legen und mir die Stimme der Yogalehrerin ins Gedächtnis rufen. Hoffentlich gelingt mir das!
Liebe Elvira, ich hoffe sehr, dass es dir gelingt und dass du es noch lange halten kannst. Gestern hatten wir auch ein Gespräch über B, einst meine Lieblingsstadt, die ich jetzt nicht länger als eine Woche mehr aushalte- Freundin I. sagte: als ich das letzte Mal in B war, habe ich jeden Morgen eine Stunde Yoga gemacht, bevor ich raus bin, so konnte ich besser bei mir bleiben und mit den Menschenmassen und dem Müll umgehen … ich habe es mir als Tipp gemerkt, wenn ich wieder einmal zu Besuch komme, denn das habe ich ja trotzdem vor.
Es ist ja die Geschichte der Abgrenzung- ich habe da auch so meine Mühen mit, ich kann nicht nicht sehen und weil ich sehe, spüre ich auch was und das ist dann eben auch immer wieder Unmut über den Unverstand der Menschen. Der Trost, dass nicht alle so sind, ist sehr realtiv, weil die anderen wie Zuviele sind.
Mitfühlende und schingende Grüsse
Ulli, die jetzt Mittagsruhe macht, nach 9 Tagen NonstoppKochlöffelTanz … und 34° mit Windchen
oh sorry, ich habe nicht mehr Korrektur gelesen, sooo viele Tippfehler, seufz …
Das kenne ich!
Es sind wahrlich nicht alle, die ihren Müll einfach so in die Gegend werfen, aber diese Artgenossen erschweren das Zusammenleben sehr. Gleich an meiner Haltestelle wurde mehrmals der Müllbehälter abgefackelt. Also hat man irgendwann keinen mehr angebaut. Jeden Morgen kammt ein Kleinbus und entlädt mit Warnweste, Müllsack und Greifer ausgestattete Menschen. Die dürfen dann sammeln und für Ordnung sorgen. Und jeden Morgen wird es mir schwer ums Herz, wenn ich das sehe.
Mich stört der Müll in den Ozeanen und dass die Deponie Gröbern, gleich vor den Toren Leipzigs, den Müll von abgerissenen Atomkraftwerken aus anderen Bundesländern aufnehmen wird, obwohl es anders lautende Verträge gibt.
Ich möchte so gerne die Welt retten, ich weiß bloß nicht, wo ich anfangen soll. Das macht mir gerade etwas zu schaffen.
Liebe Grüße an dich
Wir können die Welt nur im Kleinen retten, liebe Gudrun. Und wir dürfen all das Schöne, das es gibt, nicht irgendwann übersehen. Aber das wird irgendwie immer schwerer, da es den Anschein hat, als vermehrte sich das Unschöne überproportional schnell.
Liebe Grüße,
Elvira
Hallo Gudrun 🙂
Man kann wirklich nicht alleine die Welt retten. Aber man kann sich informieren und in kleinen Bereichen etwas bewegen. Das tust du doch auch und das ist gut so. Du must also für dich nur den Punkt finden, wo du eine Grenze ziehen mußt, damit du noch Lebensfreude behälst „und nicht das Schöne übersehen“ wie Elvira es perfekt beschreibt.
Als wir auf der Insel waren, haben wir bei Strandspaziergängen zum Beispiel konsequent den Müll (anderer Leute) aufgesammelt. Es lag allerdings gar nicht so viel dort rum, gemessen an der Menge der Urlauber, die dort waren.
Eigentlich kam uns der Gedanke, weil ein Bekannter sich mit einer Flaschenscherbe im letzten Jahr eine schwere Fußverletzung zugezogen hat. Als wir am ersten Urlaubstag Scherben am Strand fanden, sammelten wir sie auf und nahmen sie mit. Und nach dem Besuch des Nationalparkhaus auf der Insel sammelten wir auch den anderen Müll auf.
Wenn das jeder macht, ist schon etwas getan.
Das mache ich übrigens auch zu Hause an unserer Strasse (ein Dorf am Rande der Welt), wenn mal wieder Fastfoodmüll im Graben landet.
Ich kann mich erinnern, dass mein Sohn es früher (vor rund 20 Jahren) „peinlich“ fand, wenn irgendwo an unserer Strasse (Hauptstrasse in einer Kleinstadt) Scherben lagen und ich sie aufgefegt habe. Dabei hatte ich dabei eigentlich nur an unsere Fahrradreifen gedacht. Auffegen dauert 2 Minuten, Fahrrad flicken eine halbe Stunde und/oder 5 Mark für einen neuen Schlauch. Konnte ich ihm aber damals nicht verständlich machen 😉
Ich muß ihn mal fragen, ob er sich noch daran erinnert und wie er heute (32 J.) darüber denkt. 🙂
Grüßli 🙂
Ich wünsche Dir, dass Du das Gute, was Du mitgenommen hast, lange bewahren kannst. Liebe Grüße Leonie
Mir geht es da genauso wie Dir. Ich finde es erstaunlich, dass obwohl „Ökoland“ bei uns so viel Dreck rumliegt. Hört das Öko schon vor unserer Haustüre auf? Und es sind NICHT die Migranten. Es sind unser aller Kinder, Nachbarn usw.
Die Amis machen ja immer so Schübe durch. Anticholesterin, Antiraucher, Antischlank. Als ich als 17jährige drüben war, war alles dreckig. Wie bei uns. Dann beschlossen sie aufzurä umen. Die Landschaft, die Flüsse, die Seen. Dabei trat in den Südstaaten Erstaunliches zutage. Mit abgesägten Schrotflinten Ermordete. (Das war der Grund für den Kultfilm „Easy Rider“.Nun ja, was ich eigentlich sagen wollte. Jetzt stehen auf den Rasenflächen und in den Wäldchen und eigentlich überall kleine Schildchen. „Don’t be a litterbug, or you get fined by 200 $“. Vielleicht sollte man das mal bei uns einführen. 200 Euro, das wäre schon schmerzhaft. So schmerzhaft, wie 200$. Aber so lange bei uns Bio-Salat in Plastikbechern verkauft wird, kann man damit wohl nicht rechnen. Darum halte ich mich weiterhin an den Spruch: „Gott gebe mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Dinge, die ich nicht ändern kann, zu lassen. Und den Unterschied zwischen Beiden zu sehen.“ Schönes Wochenende Birgitt