Der Reiz des scheinbar Unscheinbaren

Ich stehe mit meinem Enkel ( 5 3/4) vor dem Vogelhege. Zwei Sekretäre schreiten durch das Gras. So wie Sekretäre das eben tun. Irgendwie majestätisch. Meine Schwiegertochter zieht derweil ihrer Tochter (3 3/4) die nassen Socken aus. Der Reiz, mit dem Laufrad durch Pfützen zu fahren, war einfach unwiderstehlich. Mein Enkel ist an den Vögeln nicht interessiert. Etwas anderes hat seine Aufmerksamkeit erregt. „Oma, komm mal schnell!“ Der Junge ist auf eine  Mauer geklettert, die direkt mit dem Vogelhaus verbunden ist. Die Fassade des Hauses ist unverputzt. Zwischen den rohen Ziegelsteinen wandern Ameisen hin und her. Die Ritzen bilden ein Geflecht von Straßen, auf denen die Insekten ihrem  Tagwerk nachgehen.  „Guck mal, Oma, diese Straße führt in einen Tunnel.“ Ameise um Ameise verschwinden in einem winzigen Spalt zwischen dem Haus und der Mauer. Mein Enkel ist fasziniert. „Ob die dort drinnen wohnen? Da kommt kein Ameisenbär ran. Aber warum kommt keine Ameise mehr raus?“ Er hat recht. „Vielleicht ist das ja eine Einbahnstraße. Oder das ist nur der Eingang.“ Vermutlich würde der Junge immer noch die Krabbelei studieren, wenn ihm nicht plötzlich eingefallen wäre, dass er jetzt von ganz weit oben alleine hinunter springen kann. „Oma! Guck mal wie ich springen kann.“ Ich muss mich sehr zusammennehmen, um ihm nicht meine Hände zu reichen. Aber seine Mama sichert mir zu, dass er das schafft. Und er schafft das natürlich. Einmal, zweimal, dreimal. Dann schnappt er sich seinen Roller und weiter geht es durch den Tierpark. Bruder und Schwester nebeneinander. Ich sehe ihre fröhlichen Gesichter. Glückliche Kinder!

Ich liebe solche Tage!

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5 Antworten zu Der Reiz des scheinbar Unscheinbaren

  1. Martin schreibt:

    Süße Altersangaben (5 3/4) … werde Fragen nach meinem Alter in Zukunft auch so beantworten! 🙂 Die viertel, halben und dreiviertel Jahre sollten wirklich nicht unterschlagen werden.

  2. Ulli schreibt:

    Wohltuend!
    Und genau für diese Gören lohnt es sich immer weiter an einer anderen, einer besseren Welt zu „basteln“
    herzliche Grüsse
    Ulli

  3. Gudrun schreibt:

    Ich finde es immer wieder interessant, wie wissbegierig und neugierig Kinder sind. Wenn das erhalten bleibt, dann muss man sich keine Sorgen um die Ideenfindung in der Zukunft zu machen.
    Oma-Tage sind bestimmt wirklich etwas sehr Schönes.
    Liebe Grüße von der Gudrun

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