Ganz in Weiß

Es heißt, dass die meisten Unfälle im Haushalt geschehen. Gehört dazu auch das Raustragen des Mülls? Oder wäre das ein Haushalts-Wegeunfall? Wie dem auch sei, ich gehöre jetzt dazu. Vorgestern ging ich mit der Mülltüte in unser Müllhaus und warf sie in den entsprechenden Container. Da ich immer Angst habe, dass eine der zahlreich in unserer Siedlung freilaufenden Katzen in so einen Container springt und darin eingesperrt wird, schließe ich immer den Deckel. Das ist kein einfaches Unterfangen, da die Mülltonnen eng nebeneinander stehen und man auch als durchschnittsgroßer Mensch schwer an den Deckel kommt. Diesmal ging es dermaßen leicht, dass mich das offensichtlich sehr überraschte und ich die rechte Hand nicht schnell genug zurückzog. Der Deckel streifte schmerzhaft meinen kleinen Finger. Ziemlich schnell schwoll er an und  bekam eine bläuliche Färbung. Dennoch ging ich arbeiten, kühlte zwischendurch den Finger und hoffte auf Besserung und spontane nächtliche Heilung. Diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen! Gestern verließ ich um neun Uhr meinen Arbeitsplatz und ging zum Orthopäden. Begutachtung des Fingers, anschließend Röntgen, dann die Diagnose. Der Finger ist gebrochen! Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, denn ein Gips musste angelegt werden. Dachte ich zunächst noch, dass das ein kleiner Verband werden würde, vielleicht nur bis über das Handgelenk, so lag ich falsch. Bis fast zur Ellenbeuge wurde  ich eingewickelt! Vorher gab es noch ein Problem mit meinem Ehering. Der musste ab, da der Ringfinger zusammen mit dem kleinen Finger  verbunden werden sollte. Nur wollte der Ring nach über vier Jahrzehnten nicht seinen angestammten Platz verlassen. Da half auch ein Bad in kaltem Seifenwasser nicht. Bevor ich mich auf den Weg zum Juwelier machen wollte um ihn dort aufschneiden zu lassen, hatte eine Kollegin eine Idee. Sie fädelte einen reißfesten Faden zwischen Ring und Finger, nahm beide Enden in die Hand, seifte den Ring großzügig ein und bewegte den Faden kreisend um den Finger, wobei der Ring Stück für Stück nach oben gezogen wurde, bis er schließlich vom Finger flutschte. Danach konnte der Gips angelegt werden. Für gestern und heute habe ich mich krankschreiben lassen, morgen ist Quartalsabrechnung, meine Anwesenheit zwingend erforderlich. Allen Schreibkram werde ich delegieren. Montag werde ich probieren, ob ich arbeiten kann. Eine Kollegin, deren rechte Hand im letzten Jahr eingegipst war, hat die Latte sehr hoch gelegt, denn sie hatte sich nicht krankschreiben lassen, was von den Chefs in höchsten Tönen gelobt wurde. Allerdings musste sie, anders als ich, nur selten am Rechner sitzen oder schreiben. Mein Chef meinte gestern nur, dass doch alles mit Links schaffe. Das stimmt allerdings nur, solange die rechte Hand einsatzbereit ist.

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15 Antworten zu Ganz in Weiß

  1. Hans-Georg schreibt:

    Das ist ein Mülldeckelbruch.
    Gute Besserung. Und lass dich nicht nicht von hochgelegten Latten anderer Kolleginnen beeinflussen. Was nicht geht, das geht nicht. Arbeitgeber sind natürlich immer begeistert, wenn man – und frau auch – trotz einer Krankschreibung arbeitet. Aber nicht umsonst wird man krankgeschrieben wenn ein Doc meint, dass das nötig ist.

  2. Ulli schreibt:

    Liebe Elvira, kein Sternchen, kein „gefällt mir“ – aber eine dicke Umarmung und einen herzlichen Gruß zur guten Besserung, mit einem lieben Gruß
    Ulli

  3. wildgans schreibt:

    Das mit dem Ringabmachtrick ist klasse! Irgendwo las ich mal, dass es nicht legal sei, trotz Krankschreibung zur Arbeit zu gehen. Wie es auch sei, ich wünsche dir mehr Zeit für dich und gute Besserung, liebe Elvira!

    • Elvira schreibt:

      Ich bin ja nur für gestern und heute krank geschrieben worden. Nächste Woche werde ich entscheiden, ob ich verlängere. Vielen Dank für die Genesungswünsche!

  4. Der Emil schreibt:

    Ach, ihr Unersetzlichen!

    Aber schnelle und folgenlose Heilung wünsche ich auch.

    • Elvira schreibt:

      Heute bin ich tatsächlich unersetzlich. Höchste Zeit, dass ich eine Kollegin einarbeite, auch wenn sie das nicht wirklich will. Aber Ende nächsten Jahres bin ich eh weg vom Fenster…
      Danke für die guten Wünsche!

  5. alltagschrott.ch schreibt:

    So ein Pech !
    Und SEHR schmerzhaft…
    Von Herzen wünsche ich gute Besserung 🌸
    Liebe Grüße. Priska

  6. quiltfru schreibt:

    Ach so ein Sch…. aber auch. Das sind Dinge, die braucht kein Mensch. Hoffentlich hast Du, dank des Gipses, keine Schmerzen. Und Gott sei Dank kann man ja auch mit zwei Fingern -Adlersuchsystem – auf der Tastatur schreiben. Sofern der kleine Finger nicht so saudämlich eingegipst ist, dass man an nichts mehr drankommt. Gute Besserung und ein schönes Wochenende. Alles Liebe, Birgitt

    • Elvira schreibt:

      Ich tippe mit der linken Hand auf der Tablettastatur. Der kleine Finger wurde gemeinsam mit dem Ringfinger stillgelegt und ich kann die rechte Hand kaum benutzen. Der Schmerz ist kaum noch spürbar. Danke für die guten Wünsche!
      Liebe Grüße,
      Elvira

  7. scrooge schreibt:

    Liebe Elvira, auch ich wünsche dir schnelle, aber vor allem gute Heilung. Und nimm dir die Zeit, die du brauchst, und lass dich nicht von irgendwelchen Chefs etc. scheuchen. Alles Liebe!

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