Zu große Schuhe und eine noch größere Frage

Diesen Begriff und seine Bedeutung kennt jeder. Meistens geht es darum, die Nachfolge eines Menschen anzutreten, der Großes oder Bedeutsames geleistet hat, völlig egal, in welchem Bereich, und der  große Fußabdrücke hinterlässt. Nun muss mindestens ebensoviel, wenn nicht mehr, erreicht werden. Was aber ist mit zu großen Stühlen? Komische Frage? Mag sein. Es begann mit dem Traum  in einer der letzten Nächte, in dem riesige Sessel auf einer Wiese an einem Waldrand standen. Es waren wirklich sehr, sehr große Sessel, auf die kein Mensch hätte hinauflangen können. Ich erzählte meinen Mann von diesem Traum und er erinnerte sich an das Kunstprojekt eines überdimensional großen Stuhls, der irgendwo aufgestellt wurde (wir recherchierten später, dass der Stuhl am Kaiserstuhl steht). Mein Mann meinte, dass er sich oft fragt, was Künstler mit ihren Werken aussagen wollen. Ich denke, wenn sich jemand diese Frage stellt, hat der Künstler schon einiges erreicht. Erst recht, wenn die Frage vertieft wird. Was wollten mir meine geträumten Riesensessel sagen? Träfe das auch auf andere große Möbel oder Kleidungsstücke zu? Mein allererster Gedanke war, dass es frustrierend sein muss, immer und immer wieder zu versuchen, sich in diesen Sessel setzen zu wollen und immer wieder zu scheitern. Wenn ich Sessel durch Ziele und Pläne ersetze, die einfach unerreichbar sind, bekommt der Traum einen Sinn. Was aber lehrt er mich? Soll ich aufgeben? Soll ich es erneut wagen? Den Sessel könnte ich erreichen, wenn ich eine Leiter zu Hilfe nehme. Ich wäre zwar dort oben, aber auch sehr alleine. Was sagt das wieder aus? Dass im Leben viel mehr erreicht werden könnte, wenn wir die Hilfe anderer Menschen suchen? Dann säße ich auch nicht alleine auf dem Riesenmöbel. Einer wäre zuerst dort oben, wenn die anderen eine Räuberleiter bilden.  Nach und nach könnten die anderen den Sessel erklimmen. Wie eine Kette lassen sie sich dann von oben hängen und auch die letzten Helfer wären schließlich oben. Selbst wenn uns dort oben nichts weiter erwartet, als eine wunderbare Aussicht, sind wir uns doch näher gekommen. Gemeinsam etwas zu erreichen, kann befriedigender sein, als alleine immer und immer wieder zu scheitern oder einen einsamen Sieg zu erringen.

Nachtrag: Die Realität holt mich schnell wieder ein. Gerade lese ich im Tagesspiegel, dass Menschen  in mehreren Drogerien verzweifelt versucht haben, Milchpulver für ihre Babys zu kaufen, aber vor leeren Regalen standen. Gemeinsinn? Weit gefehlt! Ich habe keine Angst vor Corona, aber dieses egoistische Hamstern auf Kosten anderer macht mir sehr große Angst. Denn was wird wohl geschehen, wenn es irgendwann zu einer wirklichen Katastrophe kommt? Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie diese Menschen dann über humanitäre Hilfe denken……. oder schon denken….

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2 Antworten zu Zu große Schuhe und eine noch größere Frage

  1. eimaeckel schreibt:

    Das Bild und deine Gedanken zum Unerreichbaren gefallen mir.

  2. wildgans schreibt:

    Schöne, intensive Traumbetrachtungen!
    Das mit dem Milchpulver, nun,man versetze sich in die Lage panischer Mütter…
    Gruß von Sonja

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