Blaue Stunde

Meine Enkeltochter fragte letztens, was denn eine blaue Stunde sei. Ich hatte ihr dieses Bild mit dem Titel dieser Überschrift geschickt.

Als ich das Foto aufnahm und bearbeitete, dachte ich zunächst an eine Stunde, in der ich absolut nichts tun würde.Blau machen vom Alltag, sozusagen. Mir fiel aber auch die Zeit ein, die in der Fotografie, genau wie die Goldene Stunde, große Bedeutung hat. Diese bestimmte Färbung des Himmels am Abend, die Dämmerung kurz vor dem Dunkelwerden. Meine WetterApp zeigt beide Stunden täglich an. Mir fiel aber auch die Blaue Periode von Picasso ein. Und der Blues. Blau hat so viele Facetten. Als erstes wird von den meisten Menschen der Himmel und das Meer genannt. Beides ist verbunden mit Sehnsucht, Harmonie, Zufriedenheit, je nach Betrachtungsweise. Es gibt Blaues Blut, die Fahrt ins Blaue und nach übermäßigem Alkoholkonsum ist man Blau und verpasst vielleicht jemanden ein Blaues Auge – oder fängst sich eines ein. Sicher gibt es noch viele Beispiele und Deutungen, die mir gerade nicht einfallen.
Mein blauer Kopf ist aus Glas und wäre der Renovierung fast zum Opfer gefallen. Früher war das der Aufbewahrungsort für meine Kopfhörer. Da ich jetzt aber keinen Fernseher mehr habe, benötige ich die kabelgebundenen Kopfhörer nicht mehr und somit auch nicht den Glaskopf. Da er aber das einzige blaue Dekorationsstück in dem Zimmer ist und durch die neue indirekte Beleuchtung hinter der Bücherwand in ein besonderes Licht getaucht wird, durfte er bleiben. Er ist somit so etwas wie ein Blauer Solitär geworden.

 

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7 Antworten zu Blaue Stunde

  1. wildgans schreibt:

    Dieser blaue Leuchtkopf gefällt mir nicht so, ich hätte ihn wohl nicht behalten, eher einen Siebenarmleuchter hingestellt oder einen altmodischen Globus oder die schöne Vase für herbe Sträuße…Doch die Blaue Stunde liebe ich sehr, wenn der Grautag in die Dunkelblaunacht übergeht, man einfach so dasitzt und fein herumlebt…
    Gruß von Sonja

    • Elvira schreibt:

      Der Kopf leuchtet nicht, nur das Licht lässt es so erscheinen. Ich liebe Gegensätzlichkeiten. Mein Zimmer ist eher in warmen Tönen gehalten, Erdfarben überwiegend. Aber so, wie ich einen Quilt, der aus geradlinigen Rechtecken und Quadraten besteht, mit runden Formen quilte, um genau diese Geradlinigkeit zu betonen, so habe ich diesen Kopf in Szene gesetzt. Er ist wie eine Einladung im Widerspruch zu seiner Umgebung. Irgendwie symbolisch in dieser Zeit.
      Liebe Grüße schickt Elvira

  2. Der Wilhelm schreibt:

    Und Zack!
    Und schon bin ich wieder irgendwo in der Vergangenheit – bei meinen Grosseltern im Garten an einem Sommerabend nach Sonenuntergang.

    „Warten aufs Dunkelwerden“ nannte mein Grossvater diese Stunde immer, in der kein Licht angemacht und das Tageslicht immer „bläulicher“ wurde, man gemütlich beisammen sass und meine Grossmutter uns Märchen erzählte.
    Oder später, als ich schon älter war, über dies und das geredet wurde – oft auch über Geschichten aus ihrer Jugend – beispielsweise auch darüber, wie meine Grosseltern sich kennen und lieben gelernt haben….

    Den Frieden dieser Stunden habe ich damals sehr genossen und später als Erwachsener manchmal sehr vermisst, weil ich die Zeit nicht mehr hatte, sie zu geniessen….

    ————-
    Den Glaskopf finde ich übrigens richtig klasse. Genau wie das obere Bild 🙂

    • Elvira schreibt:

      Es gibt eine ähnliche Erinnerung bei mir. Sie liegt über 60 Jahre zurück. Ich saß Abend für Abend mit meinen norwegischen Pflegeeltern und den Kindern der Nachbarhöfe vor dem Haus. Wir warteten auf den Sputnik, den man bei klarem Himmel gut erkennen konnte. Diese Erinnerung ist sehr deutlich. Weder Fotos noch Erzählungen gibt es davon. Diese Wochen in Norwegen habe ich geliebt. Leider hatten meine Eltern den Kontakt nach Norwegen abbrechen lassen, als ich in die Schule kam. Damit verloren gegangen sind auch meine norwegischen Sprachkenntnisse. Ja, es gibt viele Trigger, die Erinnerungen wachrufen. Wobei der Geruch wohl der bedeutsamste ist.

  3. kormoranflug schreibt:

    Erinnert mich an das gau-blaue Licht in der Karibik kurz nach dem Sonnenuntergang. Die Chefin des Restaurants hat etwas Zeit persönliche Gespräche zu führen. Alles ist ruhig – sogar die Vögel haben kurz aufgehört zu singen.

  4. Gudrun schreibt:

    Mein Jan, der Fotograf, hat mich zur blauen Stunde in Leipzig hinter die Oper an den Schwanenteich geschleppt, um mit Langzeitbelichtung zu fotografieren. Das Besondere ist, dass nur dann alles Äußere des Hauses (hier die Oper) hell und klar dargestellt ist, die erleuchteten Fenster aber auch. Soweit war es eine interessante Geschichte.
    Am Schwanenteich ist aber auch ein bekannter Drogenverkaufsplatz. Und zwischendrin wir beiden Nasen mit unserer Kamera. Ich hab Blut und Wasser geschwitzt, dass die glauben, wir fotografieren das Geschehen. Wir hatten beizeiten aufgebaut und warteten auf eben die Lichtverhältnisse zur blauen Stunde. Dort mache ich abends nie wieder Fotos.
    Behalte bitte den „blauen“ Kopf. Ich finde ihn interessant und schön.
    Liebe Grüße.

    • Elvira schreibt:

      Mittlerweile habe ich zwei weitere blaue Stücke gefunden. Eine Flasche und eine sehr ungewöhnliche Vase, die ich nach dem Tod meiner Mutter im Müllhaus fand und aus sentimentalen Gründen „rettete“. Vielleicht mache ich eine blaue Ecke?
      Dass du abends nicht mehr am Schwanenteich fotografierst, kann ich nachvollziehen. Ich hätte gerne mal im Görli geknipst, verkneife mir das aber uns eben jenen Gründen.
      Liebe Grüße auch an dich!

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