Seeed

Weihnachten 2019 schenkten mir mein jüngerer Sohn und seine Frau Karten für die Band Seeed in der Waldbühne. Der Auftritt war für September 2020 geplant.

Wie ihr euch denken könnt, ist dieses Konzert, wie so viele andere Veranstaltungen auch, ins Wasser gefallen.

Wortwörtlich ins Wasser gefallen wäre auch fast der Ersatztermin am letzten Donnerstag. Denn der Regen, auf den wir den ganzen Sommer sehnsüchtig gewartet haben, kam nun ab Mittwoch Nachmittag. Es goss wie aus Kübeln. So richtig Lust hatte ich keine mehr. Denn mehrere Stunden im strömenden Regen in der Waldbühne zu stehen (denn wer sitzt schon bei solchen Konzerten?) war kein verlockender Gedanke. Dazu kam die Größenbeschränkung der Tasche, die man mitnehmen kann. Seit Jahren trage ich nur Rucksäcke, aber so einen kleinen besitze ich nicht. Zwar habe ich kleinere selbstgenähte Taschen, aber die wären in wenigen Minuten durchnässt gewesen. Dann fiel mir ein, dass ich eine passende Tasche aus Filz besitze. Da passte sogar mein E-Reader hinein. Da ich eine Stunde mit der U-Bahn unterwegs sein würde, wollte ich etwas lesen und nicht nur Leute gucken. Der kurze Weg bis zur Bushaltestelle war ausreichend, um meine Hosenbeine völlig zu durchnässen. Na ja, ein Taschenschirm ist nicht wirklich ein guter Regenschirm, aber Stockschirme sind nicht erlaubt.

Als ich endlich in Spandau, wo ich mich um 18:00 Uhr mit meinem Sohn traf, ankam, hatte der Regen aufgehört. Wir fuhren zwei Stationen mit der S-Bahn bis nach Pichelsberg und machten uns dort mit vielen, sehr vielen, anderen Menschen auf den Fußweg in die Waldbühne. Kurzfristig bedauerten wir, dass ich keine Gehhilfe, wie ursprünglich geplant, mitgenommen hatte, aber mir war nicht klar, wie ich das hätte händeln sollen. Ich wollte sie mitnehmen, weil ich befürchtete, dass nach dem Konzert meine Knie so schmerzen würden, dass ich Schwierigkeiten beim Gehen bekommen würde. Wir wussten ja auch nicht, ob wir in der Freilichtbühne viele Stufen bewältigen müssten. Ein Vorteil wäre auch gewesen, dass ich, zusammen mit einer Begleitperson, nicht den Haupteingang benutzen müsste, sondern durch den Nebeneingang für Behinderte (an dem es immer fast leer ist) gehen dürfte. Als wir nun die vielen Menschen sahen, dachten wir, dass es vor dem Haupteingang recht voll sein würde. Einlass war ja schon ab 16:00 Uhr und es hätte viel leerer sein müssen. Aber wir hatten Glück! Keine Schlangen vor den Eingängen. Dafür war die Waldbühne rappelvoll. Mit noch mehr Glück fanden wir zwei Plätze in der vorletzten Reihe fast ganz außen. Genau wie wir es erhofft hatten. Neben mir saß nur noch eine ältere Frau, die mich sehr beeindruckte. Sie war ganz alleine dort und hat die ganze Zeit getanzt!! Als wir so saßen und der zweiten Vorband zuhörten – Bilderbuch aus Österreich, die wirklich gut waren! – klarte sogar der Himmel auf. Bis zum Konzertende fiel keine einziger Regentropfen mehr.

Und dann kam Seeed und Schluss war mit dem Sitzen. Während mein Sohn die ganze Zeit stand, musste ich mich doch zweimal hinsetzen, aber nur sehr kurz. Denn bei der Musik, die ganz sicher nicht den Geschmack von jedem meiner Leser:innen trifft, kann man einfach nicht sitzen bleiben. Ich habe auch einige Videos gemacht, die die tolle Stimmung in der Waldbühne zeigen, aber die hätte ich erst bei YouTube hochladen müssen, um sie hier einzufügen. Also müsst ihr mir einfach glauben, dass die Stimmung grandios war. Seeed ist ja eine Berliner Band, in vielen ihrer Texte spielt Berlin eine große Rolle und die Verbundenheit mit ihrem Berliner Publikum, das übrigen bunt gemischt war – von Großeltern bis Enkel war jede Altersgruppe auf den Beinen -, war zu jeder Zeit zu spüren.

Um 22:00 Uhr war pünktlich Schluss, länger darf wegen der Anwohner kein Konzert dauern. Aber das hat auch gereicht Auch wenn es nur wenige Stufen hoch ging, musste mein Sohn mich doch an die Hand nehmen, da zwei Stufen ohne Geländer waren und ich etwas Gleichgewichtsprobleme bekam.

Da mein Sohn sein Auto in einer überwachten Tiefgarage in der Spandauer Altstadt geparkt hatte, mussten wir noch ein ganzes Stück laufen. Das tat richtig gut nach dem langen Stehen, Wippen, Tänzeln, Klatschen, Arme in die Luft reißen, und Mitsingen. Ich war dann doch froh, als wir im Auto saßen und ich mich gemütlich nach Hause kutschieren lassen konnte. Gestern musste mein Mann mir Blasenpflaster kaufen, denn unter zwei Zehen haben sich schmerzende Blasen gebildet. Für den Dancefloor bin ich eindeutig nicht mehr geeignet!

Ach ja, hier noch ein Tipp für Musikfans. Im Sommer war mein Sohn mit seiner Tochter auf dem Konzert einer Band aus Neuseeland. Auf dem Heimweg von der Waldbühne lief deren Musik im Auto und ich war so begeistert, dass ich mir gestern sofort zwei Alben runtergeladen habe. Sollten sie im kommenden Jahr wieder ein Konzert in Berlin geben, werde ich dabei sein, und wenn ich mit zwei Gehhilfen unterwegs sein müsste! Diese Gruppe heißt Fat Freddys Drop und ist einfach fantastisch!!! https://de.wikipedia.org/wiki/Fat_Freddy%E2%80%99s_Drop

Lieber Sohn, der du ja hier mitliest: Vielen Dank für diesen unvergesslichen Abend ❤️

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5 Antworten zu Seeed

  1. Frau Momo schreibt:

    Ich musste Seed auch erst googlen… noch nie vorher gehört. Ist nicht so meins, aber ich freue mich, dass Du trotz der Strapazen einen schönen Abend hattest und es wenigstens während des Konzerts trocken geblieben ist.

    • Elvira schreibt:

      Die Gruppe gibt es seit 1998. Einen der Leadsänger kennst du bestimmt, bzw. Ein Lied: Haus am See von Peter Fox. Dein Mann sollte sich aber unbedingt mal Fat Freddys Drop anhören, dürfte ihm gefallen.
      Liebe Grüße von Elvira, die jetzt (wieder) so richtig auf den Geschmack von Freiluftkonzerten gekommen

  2. Der Wilhelm schreibt:

    Fat Freddy’s Drop dreht sich tatsächlich gerade auf meinem virtuellen Plattenteller.
    Erster Eindruck: Wirklich tofte!!!!!

    • Der Wilhelm schreibt:

      Und Seeed.
      Tja, die laufen bei mir immer noch irgendwie unterm Radar, obwohl ich insbesondere Peter Fox wirklich sehr mag, wenn ich ihn auch nicht ständig hören würde.

      Insofern ist dieser Post ( vielen Dank für den ausführlichen Bericht!) sicher noch mal ein Anlass, da gelegentlich nochmal genauer hinzuhören….

      • Elvira schreibt:

        Peter Fox höre ich ganz gerne. Ich mag die meisten seiner Texte. Das ist bei Seeed ähnlich, obwohl ich sie zu Hause eher nicht oft höre. Aber live sind sie einfach mitreißend.

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