Raubtierkapitalismus

Dieses Wort hörte ich heute früh in einem Radiokommentar. Einer von vielen Kommentaren, alle haben den selben Tenor. Die Autoindustrie betrügt den Verbraucher! Sicherlich ist das nicht ganz falsch. Aber ist der Verbraucher wirklich das Opfer? Kauft er diese überdimensionierten, tonnenschweren und PS-starken Autos nur deshalb, weil ihm vorher suggeriert wurde, wie abgasarm und umweltfreundlich sie wären? Kein halbwegs intelligenter Mensch kann das doch glauben. Das Gewicht muss bewegt werden, 200-400 PS werden nicht durch Luftantrieb erreicht. Ich wohne am Rande Berlins, kurz vor der Stadtgrenze. Die Straßen sind alle asphaltiert und ich komme mit den öffentlichen Verkehrsmittel überall hin. Die Busse fahren außerhalb der Stoßzeiten im 20-Minuten-Takt, sonst alle 10 Minuten. Die U-Bahn erreiche ich zu Fuß, die S-Bahn nach 12minütiger Busfahrt. Und doch sehe ich jeden Morgen, wie Eltern (natürlich nicht alle) ihre Kinder in SUVs zur Schule fahren. Früher habe ich mich bei politischen Beschlüssen oder Vorhaben der Großindustrie gefragt, ob all die Chefstrategen keine Kinder haben, sie nicht an deren Zukunft denken. Daran, dass sie ihnen eine intakte Umwelt hinterlassen möchten und nicht nur ein Konto auf den Caymans. Heute stelle ich mir die Frage auch bei den Eltern, die ich tagtäglich vor der Schule sehe. Was hinterlassen sie ihren Kindern? Das Schimpfen auf die (Auto-) Industrie ist einfach. Noch einfacher wäre ein Umdenken von uns Verbrauchern.

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11 Antworten zu Raubtierkapitalismus

  1. Hans-Georg schreibt:

    Was Deutschland braucht ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung von max 120 km/h auf den Autobahnen. Dann erübrigt sich schon eine hohe PS-Leistung. Rund um D herum ist es nicht möglich, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten. Aber da ein Großteil der Automobilindustrie in D ansässig ist, hat die Autolobby einen zu großen Einfluss auf die Politik und alles, was der Automobilindustrie nicht nützt lässt sich in D nicht machen, siehe Dieselskandal.

  2. Ulli schreibt:

    Und was für die Autos gilt, gilt auch in vielen anderen Bereichen, wenn nicht gar in allen, die Verbraucher*innen entscheiden was sie kaufen und wieviel. Ich bekomme oft innere Schüttelkrämpfe, wenn ich in die Einkaufswagen schaue…
    herzliche Morgengrüße an dich,
    Ulli

  3. Martin schreibt:

    > Noch einfacher wäre ein Umdenken von uns Verbrauchern.

    Ach komm… viel zu anstrengend.

  4. Gudrun schreibt:

    Tja, da wird betrogen bei irgendwelchen Umweltwerten und dafür gibt es dann noch reichlich staatliche Subventionen. In früheren Jahren wäre mir mal wieder das Toupet hochgeflogen.
    Im Raubtierkapitalismus gibt es auch viele kleien Raubtiere in ihren Autos.

    • Elvira schreibt:

      Ich habe heute einen Tweet von Extra3 kommentiert. Es geht um unsere Klima und das Unvermögen der Politik, ernsthaft gegen den Klimawandel vorzugehen. Heute gab es den ersten Nachtfrost und alle, wirklich alle, Autofahrer während meiner Hunderunde haben ihre Autoscheiben bei laufenden Motoren enteist. Wenn es schon im Mikrokosmos nicht klappt…

  5. quiltfru schreibt:

    Du hast ja so Recht.Aber Umweltschutz fängt vor der eigenen Tür an. Der Kunde entscheidet was gekauft wird. Um das ökologische Verhalten mal zu überprüfen sollte man mal bei http://www.footprint.de gucken. Grüßle Birgitt

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