Ich bin gerade dabei, meinen Rechner aufzuräumen, alte Dateien, wie gescannte Rechnungen aus längst vergangenen Jahren, zu löschen. Dabei fiel mir der Entwurf dieses Textes in die Hände. Kann man das überhaupt so sagen? Er fiel mir wohl eher in die Augen. Oder vor die Augen? Ich kann nicht mal mehr sagen, wann ich das geschrieben habe. Für den Papierkorb fand ich den Text dann doch zu schade. Hier passt er doch gut hinein, oder?
Manche Menschen drücken ihr Leben lang gegen Türen an denen „Ziehen“ steht
Robert Lembke
Vielleicht wollen diese Menschen überhaupt nicht durch die betreffenden Türen gehen? Es könnte sich etwas dahinter verbergen, das völlig unbekannt ist. Etwas, das nicht kontrollierbar erscheint, auf den ersten Blick angsteinflößend ist. Wahrheiten könnten zum Vorschein kommen, wenn aus Versehen solch eine Tür geöffnet wird. Ganze Konstrukte aus Lebenslügen kämen ins Wanken und drohten einzustürzen. Eventuell hausen Monster hinter diesen Türen, die wir auf jene Seite verbannt haben, während auf dieser Seite die Kuscheltiere um unsere Beine schleichen. Gezähmt und zahnlos. Die Versuchung könnte ihre Finger nach uns ausstrecken und uns über die Schwelle ziehen. Uns umgarnen mit Bildern, von uns gemalt und in die Asservatenkammer verbannt. Gut bewacht im Hochsicherheitstrakt.
Möglicherweise stehen wir uns plötzlich selbst gegenüber.
Vielleicht, aber nur vielleicht, fänden wir das Glück hinter dieser Tür. Oder ein kleines Stück davon. Es könnte ein Lied durch den Türspalt geweht werden, dessen Melodie unser Herz höher schlagen lässt. Farben und Düfte nähmen uns mit auf wunderbare Reisen. Wir erkundeten Länder und Menschen, die hinter der Tür nur auf uns gewartet haben. Sonnenstrahlen erwärmten unsere Haut und der Wellenschlag der Ozeane brächte unsere Seele zum Schwingen. Wir könnten Freiheit erfahren. Und Liebe!