Federleichter Tod

Heute früh vor der Haustür meiner Praxis: Ein kleiner Spatz, schwer atmend, den Kopf merkwürdig verdreht. Er wird wohl gegen die große Glasfront geflogen sein. Ich habe ihn aufgehoben, ein Federgewicht, pochendes Herz, kleiner warmer Körper. Die Spatzeneltern flogen aufgeregt vom Baum zum Zaun, hin und her, laut nach ihm rufend. Vorsichtig legte ich den Vogel zwischen Strauchwerk unter einen Baum. Nach zwei Stunden schaute ich nach ihm, voller Hoffnung, dass er nicht mehr da wäre. Dass er fortgeflogen wäre nach kurzer Erholung. Aber er lag noch dort, zur Seite gedreht, bewegungslos, kein Heben und Senken der kleinen Brust, die Augen geschlossen. Erste Fliegen ließen sich auf ihn nieder. Ich war traurig.

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9 Antworten zu Federleichter Tod

  1. Hans-Georg schreibt:

    Oh, das kenn ich. Habe schon ein paar Vögel „entsorgen“ müssen, die gegen unsere grossen Terrassenfenster gefolgen sind und sich das Genick dabei gebrochen haben. „Nur ein Spatz“ – trotzdem – ein Lebewesen, ein wildes noch dazu, aber es geht einem nahe. Mein Mann kann die Kleinen nicht entsorgen, ich muss es machen.

    • Elvira schreibt:

      Wenn ich einen toten Vogel ist das nicht ganz so schlimm – aber der Kleine lebte noch und ich konnte nichts tun. Vor vielen Jahren hatte unser Kater das erste (und auch letzte Mal) eine Meise auf dem Balkon erwischt und in die Küche geschleppt. Auch sie lebte noch, hatte aber keine Überlebenschance. Es wäre meine Aufgabe gewesen, den Vogel zu erlösen – aber das konnte und kann ich nicht. Sicher hätte die Meise damals und der Spatz heute sich weniger quälen müssen.

  2. april schreibt:

    Das genau ist der Grund, warum ich in unserem Gartenhäuschen auf beiden Scheiben (einander gegenüber) Fensterbilder habe. sie sind zwar weihnachtlich *g*, aber sie schützen die Vögel. Kurz nachdem die Scheiben eingesetzt waren, musste ich nämlich auch dem Vogeltod ins Auge blicken.

  3. Elvira schreibt:

    In den 15 Jahren, die dieses Haus steht, habe ich das das erste Mal erlebt. Was natürlich nicht bedeutet, dass es nicht schon öfter geschehen ist, ich es aber nicht mitbekommen habe. Fensterbilder wären ideal, allerdings bei den fast jährlich wechselnden Hausverwaltungen kaum durchsetzbar (wem das Haus heute gehört, entzieht sich auch unserer Kenntnis). Vielleicht sollte ich einfach mal an einem Wochenende diese Warnvögel ankleben. Können ja nicht alle Welt kosten.

  4. Frau Momo schreibt:

    Das hätte mich auch berührt. Ich habe mal eine tote Katze von der Straße geholt, weil ich nicht auch noch über die rüberfahren wollte und viele nach mir. Ich habe sie dann wenigstens am Straßenrand beerdigt.

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