Wahrscheinlich nichts. Keines der millionen Fotos oder Texte, die in den Blogs tagein, tagaus gepostet werden, keine Gedanken, digital auf Festplatten gespeichert, keine privaten Bilder von Geburten, Hochzeiten, Familienfesten und Urlauben werden von uns künden. Es sei denn, wir lassen sie für die Archäologen in zukünftigen Zeiten auf Tonkacheln verewigen und in einem Salzbergwerk deponieren. Hört sich merkwürdig an? Ist aber Fakt! Vielleicht werden einige von euch einwenden, warum wir uns unbedingt und immer für ewig „unsterblich“ machen müssen. Sicher mag auch dieser Wunsch nach Unsterblichkeit ein Grund dafür sein, eine Tontafel in Auftrag zu geben. Ich persönlich finde das völlig legitim. Archiviert werden aber nicht nur diese privaten Aufzeichnungen. Zu der privaten gibt es noch die Einteilung „Institution“ und „Persönlichkeit“. Was mich an diesem Projekt so fasziniert, ist die Tatsache, dass in tausenden Jahren zukünftige Archäologen aus vielen, vielen Puzzleteilen ein Bild unserer heutigen Welt zusammensetzen können. Die Gebrauchsanleitung liegt quasi dabei.
In der Berliner Zeitung habe ich heute über dieses Projekt, dass von Martin Kunze ins Leben gerufen wurde, gelesen. Leider finde ich den Artikel, dessen Titel „Facebook zum Anfassen“ so treffend ist, heute noch nicht in der Onlineausgabe der Zeitung. Dafür hier der Link zu memory-of-mankind
Nachtrag: Nach dem ich diesen Artikel veröffentlicht hatte, habe ich nach weiteren Informationen zu dem Projekt gesucht und habe entdeckt, dass irgendlink auch darüber geschrieben hatte. Er hat das sehr anschaulich beschrieben und darum möchte ich seinen Beitrag hier auch verlinken.
Also mit dem ton waere ich nicht sicher, vorhin ist mir jemand aufs Dach gestiegen und hat einen Tonziegel ausgetauscht, der Alta war total hin, Infos standen keine mehr drauf.
Nun, sicher wohnst Du nicht in einem Salzbergwerk in Österreich – da würde der noch intakt sein 😉
Ich bin mir sich google und ein paar staatliche Dienste schreiben das Netz mit, es geht bestimmt nix verloren:-)
Wenn aber, mal rein hypothetisch, obwohl höchst wahrscheinlich, der Großteil der Menschheit aussterben wird und dann vielleicht sämtliche digitalen Aufzeichnungen verloren gingen, auch wenn sie vermeintlich gut gebunkert wurden, würden diese Tafeln immer noch existieren. Wir könnten jetzt natürlich die Frage aufwerfen, wem sie dann noch nützlich wären. Sicher hätte der Rest der Menschen genug mit einem wie auch immer gearteten Überlebenskampf zu tun. Vielleicht sollten wir einfach weitsichtiger sein, in noch längeren Zeiträumen denken. Wann wurden die Pyramiden nochmal gebaut? Genau!
Ich traue den Österreichern meine Daten lieber nicht an
Nun, in vielen tausend Jahren wird es Österreich wohl nicht mehr geben, ebensowenig wie andere Länder oder Landkarten (das habe ich eben bei irgendlink gelesen, der dieses Thema im Februar schon aufgegriffen hat). Was das Heute betrifft, na, ja, da wissen wir doch, dass unsere Daten weltweit abrufbar sind.
Und was sagen uns die Pyramiden?
Eine Menge! Nachdem es den Wissenschaftlern gelungen war, die Tafeln zu lesen. MOM macht es einfacher.
Und wenn die dann aus all den Ton Krempel die Daten zusammengeschraubt haben und all die Infos auf den Tisch liegen, was werden die in der Zukunft wohl sagen?
“ Man waren die blöd“
Wenn das als Abschreckung dienen würde……Dann hätte die Menschheit vielleicht doch etwas gelernt
DIgital. Von Dauer bleibt wohl nur, was stromlos! lesbar bleibt …
Das glaube ich auch. Ich habe übrigens entdeckt, dass irgendlink genau dieses Thema auch aufgegriffen hat und sogar einen Entwurf für eine Tontafel zeigt.
Mir ist dieses Thema schon vor einiger Zeit vor die Füße gelaufen – ich weiß nur nicht wo …
Ich fände es schön, wenn die nächste und die übernächste Generation sich noch an mich erinnern kann und das durch Fotobücher und ähnliches unterstützt wird – viel weiter will ich gar nicht „am Leben bleiben“ oder wachgehalten werden, dazu finde ich mein Leben doch zu bedeutungslos. –
Out of topic: Ich überlege gerade, ob ich den Umtausch bei Ikea zu Fuß mache und durch den Tunnel gehe, oder ob ich die Kiste nicht schleppe, sondern mit dem Auto fahre.
Du kannst das doch verbinden. Mit dem Auto hinfahren und kurz zum Tunnel gehen. Ist ja gleich hinter dem Parkplatz, quasi einen Steinwurf entfernt.
Nicht verzagen, Elvira fragen! SOOOOOOOOO mache ich es. Und Kuchen essen nicht vergessen, sage ich mir jetzt selbst, obwohl ich das am allerwenigsten vergessen werde!
ich lese gerade ein Buch über Krähen, die haben keine Tontafeln und wissen wird trotzdem weitergegeben, aber wer Tontafeln in Salszbergwerken lagern möchte, soll dieses machen, nur aufpassen, manche sind etwas verstrahlt. Aber im Ernst, mir persönlich ist es egal, wir leben im Jetzt.
Lach: „Out of topic: Ich überlege gerade, ob ich den Umtausch bei Ikea zu Fuß mache und durch den Tunnel gehe, oder ob ich die Kiste nicht schleppe, sondern mit dem Auto fahre.“
Ich sag ja, wir leben im Jetzt
Ich glaube einfach, dass Mensch wissen will, wie Mensch früher gelebt und getickt hat. Warum sonst wühlt Mensch in der Erde, entziffert Hieroglyphen, setzt alte Gefäße zusammen, stellt Geschichte in Museen aus, liest historische Schinken? Klar, Mensch hat früher auch im damaligen Jetzt gelebt. Ich würde zu gerne zeitverreisen können – nicht in die Zukunft, aber in die Vergangenheit.
OK, aber etwas von mir zurücklassen klingt mehr nach Ego, Angst vor dem Ende…
Wer weiß, ob zukünftige Sachensucher überhaupt etwas über uns wissen wollen….
Ich glaube, wer etwas sucht, hofft etwas zu finden. Das zeugt von Neugier. Die ist ja nicht nur uns Menschen eigen. Und wenn ich mir vorstelle, welche unterschiedlichen Zeitzeugnisse sich dort ansammeln könnten, stelle ich mir das recht spannend vor. Auf der Website kann sich ja schon jetzt jeder ansehen, wer was im Archiv lagern lässt. Vielleicht werden zukünftige Sachensucher ein realistisches Bild von uns bekommen – so, wie nur wenige sich selber sehen.
Ich muß nix von mir hinterlassen….
Mir gefällt es…all diese so verschiedenen Gedanken….heute in den kurzen Gartenmomenten darüber nachgedacht…
Hier auch etwas zum Thema:
http://maryamana.wordpress.com/2013/05/22/was-bleibt/
Liebe Elvira, danke, dass Du das Thema aufgreifst. Danke fürs Verlinken. Das Projekt versucht ja, sehr sehr weit nach Vorne zu denken. In eine Zeit, in der es keine Ichs mehr geben wird, die aus diesem oder jenem Grund sagen, ich will nicht, verewigt werden, oder ich will es. Eine Zeit, in der es schlichtweg egal ist, ob wir als Individuen existiert haben werden und womit wir uns jeder für sich beschäftigten. Ich sehe es als eine Art Service an die Zukunft, den dann Forschenden ihre Arbeit zu erleichtern. (ob es Sinn macht, die Vergangenheit zu rekonstruieren, ist eigentlich egal. Die Leute in ihrer Zeit müssen sich ihren eigenen Sinn schaffen). Was gibt es schon zu verlieren: wenn niemand mehr forscht, vergehen die Tafeln irgendwann doch, wenn es aber jemand tut und wenn er/sie die Tafeln entziffern kann, wird er/sie sehr froh darüber sein. Zudem ist es auch ein Anreiz, nach noch besseren Möglichkeiten der Archivierung zu suchen.
Eine erste Tafel habe ich nun bei mir daheim. Die Qualität ist ziemlich gut (rein vom künstlerischen Standpunkt gesehen).
Ich habe zunächst interessiert von dem Projekt gelesen und es, genau wie Du es beschreibst, als eine Art Service für zukünftige Forscher gesehen. Erst nach und nach kamen neue Gedanken hinzu, natürlich auch angeregt durch Kommentare bei mir – und bei Dir. Das ist so spannend und befruchtend beim Bloggen. Heute habe ich mir vorgestellt, ich käme als Außerirdische in hunderttausend Jahren auf diesen Planeten und es gelänge mir und meinen Kollegen die Plaketten zu deuten und die Tafeln zu finden und zu lesen. In relativ kurzer Zeit entstünde ein Bild der Vergangenheit und ich müsste evtl. nur noch erforschen, warum es diese Spezies nicht mehr gibt – es sei denn, die Lösung ergäbe sich aus den vielen Tondokumenten. Denn es wäre sehr kurzsichtig, nur unseres jetzigen Belange zu sehen. Bewährt sich diese Form der Archivierung, werden nicht nur wir sondern noch weitere Generationen ihr Leben, ihre Denkweise, ihre Erfolge und ihre Irrtümer archivieren. Es entstünde eine Art lebendiges Museum. Sehr spannend!