Weiter geht es mit den Etüden bei Christiane .
Dialog
„Warum grübelst du so? Heute ist dein freier Tag!“
„Du weißt doch, ich habe diese Sache im Internet gefunden. Die mit den drei Wörtern, die in einem Text vorkommen sollen.“
„Wo ist das Problem? Das machst du doch gerne.“
„Ja, aber das erste Wort ist „Grippe“. Und schon bin ich mitten in der Praxis und höre das ganze Niesen und Husten und sehe, wie die Leute sich die Finger anlecken und die Zeitschriften umblättern und mir wird schlecht und ich kann nicht mehr klar denken. Kreativ schon gar nicht mehr.“
„Ich verstehe. Und wenn du einfach einen Tippfehler reinschummelst? Ein e zum Beispiel? Dann wird aus Grippe Gerippe.“
„Du bist genial! Ich könnte dich knuddeln! Dann würde ich auch das nächste Wort unterbringen. Warte mal. Ich könnte so anfangen: Die Knochen sahen nicht aus, als hätte die Sonne sie gebleicht. Sie wurden mit Sicherheit chemisch gereinigt und zu diesem skurrilen Gerippe zusammengesetzt. Die Knochenjägerin…“
„Ist ja gut, hör auf, ich will von deiner morbiden Geschichte nichts weiter hören!“
„Na du bist ja drollig! Wie soll das gehen? Du bist schließlich mein Ideengeber! Wie kann ich mein Unterbewusstsein einfach abschalten? Kannst du mir das sagen? Wäre nämlich manchmal gar nicht so schlecht!“
„Jetzt hast du mich aber verletzt! Ich würde dich auch gerne manchmal loswerden. Wenn du so rumjammerst und über die neueste Schreibblockade lamentierst oder fehlende Ideen für irgendwelche Projekte. Dann kann ich hier unten so laut schreien wie es nur geht, du hörst mich einfach nicht. Dabei habe ich unzählige Vorschläge, die ich dir bewusst machen könnte.“
„Tut mir leid! Lass uns nicht weiter streiten! Sonst überschreite ich noch die maximale Anzahl der erlaubten Wörter. Das sind bis jetzt nämlich genau 283.“
Liebe Elvira, ein herrlicher Dialog ist das, kommt mir allerdings auch „irgendwie“ bekannt vor 😉
herzliche Grüße
Ulli
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Immer diese Konflikte zwischen ich, es und über-ich. Dabei wären alle drei zusammen ein tolles Team 😉
Gefällt mirGefällt 1 Person
Die Knochenjägerin? Sehr spannend, kannst du das weiterschreiben? Hallo, liebes Unterbewusstsein, bitte mehr davon an Elvira schicken! 😉
Toll, gefällt mir sehr gut! Wäre doch auch mein Unterbewusstsein öfter mal etwas gesprächiger …
Liebe Grüße aus der Mittagspause
Christiane 😀
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Es hat doch aber den Anschein, als ob du und dein Unterbewusstsein rege Zwiegespräche führen würdet.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Wunderbar! Einmal hat es mich geschüttelt: Finger anlecken und blättern…
Gruß von Sonja
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Es hat mich auch immer geschüttelt, wenn ich es sah!
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Sehr launisch und sehr gelungen!
Gefällt mirGefällt mir
Danke!
Gefällt mirGefällt mir
Uh, diese Feuchtumblätterer verursachen mir auch mehr Gruselgefühle als bleiche Rippengespenster. Super gelöst.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ja, so ist das manchmal 🙂
Gefällt mirGefällt 1 Person
das „e“, das reingeschummelt wird, hat mich sofort an eines meiner Lieblingskindergedichte von Josef Guggenmos erinnert:…“es war einmal eine Kateze, die hatte ein e zuviel…“
Toller Dialog!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 08.09.20 | Wortspende von BerlinAutor | Irgendwas ist immer